Für viele Stundeten ist die Prüfungsphase die stressigste Zeit im ganzen Semester. Vorlesungstermine gibt es zwar nicht mehr – der Kalender platzt trotzdem aus allen Nähten: Prüfungsvorbereitung, Lerneinheiten am Schreibtisch oder Treffen mit der Lerngruppe nehmen fast den kompletten Tag ein. Kommen dann noch soziale Verpflichtungen (Familie, Partner, Freunde), Nebenjob oder Arbeit im Haushalt dazu, ist das Chaos perfekt. Selbstausbeutung und Überforderung sind die Folge – und das macht dich nachhaltig unglücklich und krank. Doch es gibt eine Lösung für dieses Problem: Zeitmanagement.
Mit einer klugen Zeiteinteilung während der Prüfungsphase kannst du deinen Stress deutlich reduzieren und dich entspannter von Prüfung zu Prüfung arbeiten. Und das Beste ist: Zeitmanagement muss nicht langweilig und kompliziert sein. Für schnelle Ergebnisse reichen oft schon kleine Maßnahme und einfache Anpassungen. Darum habe ich zehn Tipps für dich zusammengestellt, die dein Zeitmanagement in der Prüfungsphase sofort verbessern. Los geht’s.
Während der Prüfungsphase ist deine To-do-Liste nicht nur voll – sie platzt förmlich vor Aufgaben und Deadlines. Das Schlechteste, was du in dieser Situation tun kannst, ist jeder Aufgabe die gleiche Wichtigkeit zuzuschreiben. Erstens sind nicht alle Aufgaben gleich wichtig und zweitens kannst du ohnehin nicht alles schaffen. Niemand kann das. Dafür reichen deine Zeit und Energie nicht aus. Frage dich daher vor jeder Arbeits- oder Lerneinheit: „Was ist meine wichtigste Aufgabe?“ Setze bewusst Prioritäten und kümmere dich immer nur um deine aktuell wichtigste Aufgabe. Erst, wenn du deine Priorität Nummer 1 erledigt hast, kümmerst du dich um den nächsten Punkt. Nicht eher.
Viele Studenten wollen während der Prüfungsphase alles unter einen Hut bekommen. Sie möchten weder auf Freizeit, Freunde, Hobbys noch auf Urlaub verzichten und versuchen krampfhaft diese Aktivitäten mit ihrem Lernplan in Einklang zu bringen. Die Wahrheit ist jedoch: Wenn du nicht bereit dazu bist, Opfer für deinen Studienerfolg zu bringen, wirst du keinen Studienerfolg haben. Niemals. In extremen Phasen ist es nicht möglich, stumpf weiterzumachen wie bisher. Du musst deine Lebensbereiche für einen kurzen Zeitraum etwas anpassen – und dazu gehört auch, dass du ein paar Dinge vernachlässigst. Damit meine ich nicht, dass du dich komplett isolieren oder deine Gesundheit ruinieren sollst, sondern: Mach dir klar, welche Aktivitäten für dich im Mittelpunkt stehen sollen und lege einen Großteil deiner Konzentration genau darauf.
Der häufigste Grund, warum Studenten ihre Prüfungsphase in den Sand setzen, liegt an einer schlechten oder nicht vorhandenen Planung. Wenn du deine Prüfungsvorbereitung ohne einen Plan durchziehst, wirst du mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit scheitern. Warum? Weil du ohne eine schriftliche Planung wichtige Themen übersiehst, den zeitlichen Überblick verlierst und anfälliger für Probleme wirst. Außerdem unterstreicht ein schriftlicher Plan, dass du dein Vorhaben ernst meinst. Es ist wie ein Vertrag – mit dir selbst. Verbindlicher und motivierender kannst du dein Projekt „Prüfungsphase“ nicht angehen. Außerdem gilt beim Planen die 10/90-Regel, die besagt: Für jede Minute Zeit, die du in die Planung einer Aufgabe investierst, sparst du ganze 9 Minuten bei deren Umsetzung. Mit einem Plan bist du schneller, arbeitest zielgerichteter und effizienter.
Der Tagesrhythmus im Prüfungszeitraum unterscheidet sich deutlich von der Struktur der Vorlesungszeit. Es gibt (fast) keine festen Termine mehr, die deinen Tag einteilen. Für Lerneinheiten, Deadlines und Treffen mit der Lerngruppe bist du selbst verantwortlich. Doch genau daran scheitern viele Prüflinge. Sie leben während der Prüfungsphase in den Tag hinein – ohne festen Plan. Damit dir das nicht passiert, solltest du von Beginn an konkrete Zeiten zum Lernen festlegen. Blocke dazu verbindliche Zeiten in deinem Kalander und reserviere diese Zeitfenster für deine Prüfungsvorbereitung. Lege für jeden Tag in der Woche fest, wann du was lernen möchtest. Setze gleichzeitig eigene Deadlines für bestimmte Kapitel oder Themen aus deinem Lernstoff und verleihe deiner Planung somit die nötige Verbindlichkeit.
Einmal am Schreibtisch angekommen, lernen viele Studenten stundenlang durch. Sie versuchen, besonders fleißig zu sein und kämpfen sich ohne Unterbrechung durch ihre Unterlagen. Doch leider bringt ihnen diese Anstrengung nicht viel, weil schon nach kurzer Zeit Konzentration und Aufnahmefähigkeit überproportional abnehmen. Die einst produktive Lerneinheit verwandelt sich dann in eine ermüdende Beschäftigungstherapie, die am Ende keine nennenswerten Lernergebnisse liefert, sondern Kopfschmerzen und schlechte Laune zur Folge hat. Ohne Pausen wirst du beim Lernen niemals dein volles Potenzial abrufen können. Nur mit kleinen regelmäßigen Erholungspausen kannst du über einen längeren Zeitraum konzentriert und leistungsfähig bleiben. Fünf Minuten reichen häufig schon: Aufstehen, etwas bewegen, Wasser trinken, strecken, weitermachen. Pausen gehören zu einem klugen Zeitmanagement dazu. Verweigerst du sie, droht dir am Ende eine ungleich längere Zwangspause. Und die kannst du dir nicht leisten.
Pausen sind wichtig und gehören dazu – check. Doch wie integrierst du diese Pausen-Strategie in deinen Lernplan? Indem du in Etappen lernst. Teile deine Lerneinheiten dazu in Blöcke von 30 bis 40 Minuten ein und trenne die einzelnen Phasen durch kleine Pausen. Das kann dann zum Beispiel so aussehen: 30 Minuten lernen – 5 Minuten Pause, 30 Minuten lernen – 5 Minuten Pause usw. Alle zwei bis drei Stunden kannst du eine größere Erholungspause von 30 bis 60 Minuten einfließen lassen, um etwas zu essen, Sport zu machen oder deine Oma anzurufen – je nachdem, wozu du Lust hast. Sieh dir zu diesem Thema den Artikel zur Pomodoro-Technik an. Die Kenntnis dieser Methode ist Gold wert.
Wenn du während der Prüfungsphase zu wenig Zeit zum Lernen hast, bietet es sich an, einfache Routine-Aufgaben des täglichen Lebens mit deinen Lernaktivitäten zu verbinden. Diese Vorgehensweise ist auch unter dem Konzept des Passivlernens bekannt und funktioniert so: Schritt 1: Suche eine Aufgabe aus deinem Alltag, bei der du nicht nachdenken musst. Schritt 2: Verbinde diese Routine-Tätigkeit mit einer Lern-Aktion für dein Studium. Ein paar Beispiele: Definitionen auswendig lernen beim Zähneputzen, Formeln lernen beim Staubsaugen, Buch lesen beim Busfahren. Deine Möglichkeiten sind grenzenlos. Wichtig ist nur, dass du deine Aufgaben aufeinander anstimmst und am Ende die Qualität beider Ergebnisse stimmt. Es bringt dich nicht weiter, wenn du dir gleichzeitig schlampig die Zähne putzt und dir dabei keine einzige Definition einprägen konntest. Dennoch: Richtig eingesetzt, kann passives Lernen dein Zeitmanagement revolutionieren.
In stressigen Phasen verzichten viele Studenten auf Schlaf. Sie lernen bis tief in die Nacht hinein, nehmen ihre Lernunterlagen mit ins Bett oder stehen um 5 Uhr morgens auf, um möglichst viel zu schaffen. Leider führt der so entstehende Schlafmangel genau zum Geigenteil. Wenn du ständig müde bist, arbeitet dein Gehirn nicht richtig. Wenn du dauerhaft unausgeschlafen am Schreibtisch sitzt und lernst, dann ist das so, als ob du betrunken lernen würdest. Und betrunkene Menschen können sich erfahrungsgemäß nicht so gut Informationen merken oder komplizierte Zusammenhänge verstehen. Müde lernen ist nicht fleißig – es ist dumm. Schlafe deshalb genug, auch während der Prüfungsphase. Wenn du mehr schläfst, dann schaffst du auch mehr. Und: Wenn du weniger schläfst, dann schaffst du auch weniger.
Ich falle mal mit der Tür ins Haus: Das Konzept vom Multitasking ist eine dreiste Lüge. Multitasking macht dich ineffizient und ineffektiv. Durch Multitasking sinkt deine Konzentration und die Qualität deiner Arbeit nimmt ab. Dadurch musst du länger an einer einzelnen Sache arbeiten und machst blöde Fehler. Und Fehler kosten Zeit. Außerdem fördert es deine Unzufriedenheit, weil du das Gefühl hast nichts wirklich zu schaffen. Das Gegenteil funktioniert viel besser: Singletasking. Beim Singletasking bündelst du deine Kraft und Konzentration auf eine einzige Aufgabe. Ablenkungen und Nebensächlichkeiten blendest du aus – es steht nur deine aktuelle Aufgabe im Fokus. Singletasking erleichtert dir das Studieren und sorgt dafür, dass du schneller und entspannter vorankommst. Erinnere dich daran, wenn du das nächste Mal zu viele Baustellen gleichzeitig eröffnest.
Immer 100 Prozent, mindestens. Wenn du nach diesem Motto in der Prüfungsphase vorgehst, wirst du es nicht weit bringen. Du wirst schon an deiner ersten Prüfung scheitern und danach an deinen hohen Erwartungen zerbrechen. Das klingt hart, aber Semester für Semester zerstört ein falsch verstandener Perfektionismus die Träume tausender Studenten. Doch so einfache ist die Sache nicht. Auf der einen Seite hast du den Anspruch, alles zu verstehen und deine bestmögliche Leistung abzurufen; auf der anderen Seite hast du nur begrenzt Zeit und nicht ausreichend Ressourcen, um den kompletten Stoff eines Semesters bestmöglich abzuspeichern. Ein Dilemma par excellence. Daher folgender Vorschlag: Akzeptiere, dass du nicht alles perfekt lernen und verstehen kannst – habe aber gleichzeitig den Anspruch, dass diese unperfekte Leistung besser sein muss als die des Durchschnitts. Damit wirst du es weit bringen, ohne dich aufzureiben.
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