So oder so ähnlich reagierte jeder in meinem Umfeld, als ich von meinen Studienplänen erzählte. Und ja, sie haben bis heute recht. Ich habe kein Abitur, aber trotzdem die Studienzulassung für beruflich Qualifizierte. Ja, ein Studium ohne Abitur ist durchaus möglich!
Was viele nicht wissen: das Abitur ist nicht die einzige Art der Hochschulzugangsberechtigung. Das ist vor allem für diejenigen interessant, die eine Ausbildung gemacht haben und dann schon eine Zeit lang im Berufsleben standen. Aber auch ein „geplanter“ Weg an die Hochschule kann so klappen – beispielsweise, weil es mit dem Gymnasium oder dem zweiten Bildungsweg nicht funktioniert hat.
Der Zugang zum Studium wird dabei von den Bundesländern unterschiedlich geregelt. Eins ist aber allen gemeinsam: eine mindestens 2-jährige, abgeschlossene Berufsausbildung und danach anschließende, meist 3-jährige Berufserfahrung ist Pflicht. Damit stehen dir die Wege in ein fachgebundenes Studium offen. Das heißt, die Studienrichtung muss sich mit deiner Ausbildungsrichtung decken. Die Universitäten führen darüber sogar Listen. Es lohnt sich, sich hier einfach mal bei der Studienberatung oder einem Fachberater zu informieren. Vielleicht ist euer Beruf mit den möglichen Studiengängen schon gelistet, wenn nicht, wird das geprüft. Natürlich ist es aber auch immer eine Einzelfallentscheidung.
Im nächsten Schritt kann man sich bewerben. Dafür gibt es Formulare für „Studieninteressierte ohne Abitur“ auf den Internetseiten der Hochschulen. Meist muss man dies zusammen mit einem Motivationsschreiben absenden. Dann heißt es Warten: auf den Brief, der dich zu den persönlichen Eignungsgesprächen einlädt. Dafür vereinbarst du Termine bei den zuständigen Fachberatern und der Studienberatung. Aber keine Angst: diese Gespräche dienen lediglich dazu, deine persönliche Eignung für ein Studium zu prüfen. Du wirst z.B. gefragt, wie du dir den Tagesablauf als Student vorstellst, wie deine persönlichen Verhältnisse sind etc.
Natürlich bekommst du auch gleich wertvolle Tipps zur Studienorganisation.
Nach jedem Gespräch bekommst du einen Stempel des Fachberaters auf deinen Laufzettel. Diesen gibst du am Ende in der Studienberatung ab und nun heißt es wieder: warten!
Bei mir hat es ca. eine Woche gedauert, dann war es soweit – die offizielle Zulassung zum Studium für beruflich Qualifizierte lag im Briefkasten.
Die Zulassung ist nicht zeitlich befristet, jedoch meist für ein Jahr auf Probe. Immatrikulieren kann man sich damit regulär. Wenn man in diesem „Probejahr“ alle von der Uni geforderten Credit Points erreicht, ist man automatisch ordentlich immatrikuliert.
Der Weg von der Idee des Studiums bis zur Zulassung hat ca. 6 Monate gedauert. Diese Zeit sollte man, gerade als Berufstätiger, unbedingt einplanen. Und nicht aufgeben, wenn es nicht von Anfang an gut läuft: viele Universitäten wissen selbst nichts vom Studieren ohne Abitur.
Hier hilft dann ein kleiner Vermerk auf das jeweilige Hochschulgesetz des Landes 😉 Eine grobe Übersicht zu den Voraussetzungen aller Bundesländer findest du hier
Die offizielle Hotline des Deutschen Studentenwerks ist erreichbar
von montags bis freitags 8 - 20 Uhr (kostenfrei).
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