Hast Du eine Frage oder ein Problem, das Du mit deinem Prof besprechen solltest und weißt nicht, wie Du es am besten anstellen sollst?
Wie Dir geht es wahrscheinlich jedem im Laufe des Studiums irgendwann einmal. Im Grunde laufen wir doch alle immerzu mit Fragezeichen über dem Kopf herum.
Wir ahnen, dass es den anderen wohl ähnlich gehen muss und ehe wir uns vor dem Prof oder Verwaltungsmenschen zum Idioten machen, fragen wir lieber erstmal in der Facebook-Gruppe, wie das denn jetzt alles genau läuft. Irgendwer wird es schon wissen.
Und TADAAA, da isses… das gefährliche Halbwissen.
Nein natürlich ist es nicht immer Blödsinn, was die anderen sagen. Ganz oft ist es sogar sehr richtig. Aber wie willst du das eine vom Anderen unterschieden? Und vor allem, woher nimmst Du die Sicherheit, dass die Antwort auf deine ganz spezielle Situation auch zutrifft?
Klar solltest Du nicht zum tausendsten Mal fragen, wann nochmal der Abgabetermin für die Seminararbeit ist. Das wissen sicher auch die Kommilitonen.
Aber mal angenommen du hast ein echtes Problem. Du kannst absehen, dass du die Seminararbeit nicht pünktlich abgeben kannst und du hast gute Gründe dafür. Vielleicht musst du deine kranke Mutter pflegen, hast selbst Depressionen oder andere gesundheitliche Einschränkungen. Vielleicht ist aber auch gar nicht der Abgabetermin, sondern die Anwesenheitspflicht dein Problem. Vielleicht kannst du an den abendlichen Veranstaltungen nicht teilnehmen, weil du keinen Babysitter um die Zeit hast.
Was auch immer Dein Problem ist, wahrscheinlich hast Du Angst, dass dein Prof es als Ausrede für nicht erbrachte Leistungen halten könnte. Was ist, wenn er Dich abweist und Du für alle Zeiten unten durch bist?
Ich studiere nun seit 6,5 Jahren, davon 5,5 als Mutter. Ich war selbst schon gefühlte tausend Mal in so einer Situation. Seit bald vier Jahren bin ich nebenberufliche Frauenbeauftragte und kriege mehr oder weniger regelmäßig verzweifelte Anfragen von Studierenden und Profs.
Du bist also in keiner Weise eigenartig oder blöd, weil Du so denkst. Wie Dir geht es vielen, nur redet keiner gern darüber.
Durch meine Tätigkeit als Frauenbeauftragte hatte ich schon viele Fälle auf dem Tisch. Und so unterschiedlich sie waren, sie hatten immer einen gemeinsamen Nenner:
Wenn die Fälle in meinem Büro landen, ist das Problem schon meist sehr viel größer geworden, als nötig gewesen wäre.
Wie man das hätte verhindern können?
Vermeide einfach die fünf folgenden Fehler im Umgang mit Profs:
Respekt ist eine wichtige Sache, wenn nicht sogar die wichtigste!
Was zu wenig Respekt ist, ist Dir wahrscheinlich klar. Hoffe ich jedenfalls. Vergiss einfach nicht, dass Dein Prof nicht dein Kumpel und erst recht kein Idiot ist, selbst wenn er zu den lockeren gehören sollte, die man Duzen darf. Dann passt das schon.
Vielleicht ist Dir aber nicht bewusst, dass man auch zu viel Respekt haben kann. Zu viel Respekt bedeutet in diesem Fall Angst. Das ist für Deinen Studienerfolg mindestens genauso schädlich wie zu wenig Respekt zu haben.
Was zu viel Respekt bewirken kann, sehen wir in den folgenden Punkten:
Du hast ein Problem, traust Dich aber nicht es anzusprechen. Vielleicht befürchtest Du irgendeine furchtbare Konsequenz, also sagst du lieber gar nichts. Dabei ist das Problem längst da und es verschwindet auch nicht dadurch, dass Du es totschweigst.
Auch wenn es manchmal wünschenswert wäre, aber niemand kann hellsehen. Wenn Du niemandem von deinem Problem erzählst, wird es auch niemand für Dich lösen.
Du hast es mit Nr. 2 versucht. Du wolltest Dein Problem aussitzen und hast gehofft, dass es sich von allein erledigt. Das hat es aber nicht. Nun ist der Worst Case eingetreten. Du bist durchgefallen. Vielleicht wirst Du jetzt sogar exmatrikuliert. Nun kriegst Du doch Panik und versuchst es mit Reden, aber jetzt ist es schon zu spät. Niemand kann Dir mehr helfen…
Du weißt, dass Aussitzen nix bringt und suchst deshalb das Gespräch. Gleich nach der nächsten Vorlesung nimmst Du es in Angriff und versuchst Dein Problem dem Prof zu schildern. Es ist wuselig im Hörsaal. Alle packen ein und auch der Prof hört nur mit einem halben Ohr zu während er packt. Du wirst nervös und vergisst die Hälfte von dem, was Du sagen wolltest. Es passiert, was passieren muss:
„Da kann ich Ihnen leider nicht helfen. Das wäre den anderen Studierenden gegenüber unfair. Ich muss alle gleich behandeln.“ sagt er und geht.
Du ärgerst Dich über ihn und Dich selbst und hast jetzt irre Angst bei ihm für immer unten zu sein.
Natürlich bist Du viel zu clever für so eine blöde Situation. Niemals käme es Dir in den Sinn, einen der bisher genannten vier Fehler zu machen. Dir ist klar, dass Probleme nicht von allein verschwinden und Du würdest Deinem Prof so ein wichtiges Anliegen auch niemals zwischen Tür und Angel an den Kopf werfen. Natürlich vereinbarst Du mit ihm einen Gesprächstermin oder besuchst die reguläre Sprechstunde. Du hast keine Angst vor ihm. Warum auch? Professoren sind auch nur Menschen, richtig?
Du erzählst ihm also, was bei Dir los ist und warum du dieses Modul nicht wie vorgesehen absolvieren kannst. Soweit so gut.
Und jetzt?
Tja, das fragt sich Dein Prof wahrscheinlich auch und sagt:
„Das ist bedauerlich. Dann wünsche ich Ihnen gute Besserung und sehe Sie hoffentlich nächstes Semester in meinem Kurs wieder.“
Er schüttelt Dir die Hand und bittet den Nächsten herein.
War das die erhoffte Reaktion?
Vermutlich nicht, oder? Wahrscheinlich wolltest Du wissen, wie du Dieses Modul trotzdem noch dieses Semester erfolgreich abschließen kannst.
Was hättest Du also tun müssen, um dieses Ziel zu erreichen?
Sei schlau und gib an den richtigen Stellen nach, um das zu bekommen, was du willst. Manche Menschen nennen das Führung. Und ja, auch Professoren können geführt werden.
Aber was bedeutet nachgeben in diesem Fall genau?
Es bedeutet, das Du wissen musst, wie Dein Gegenüber tickt und dass Du Dich ihm anpassen musst um zu bekommen, was Du willst. Oder anders gesagt: Hole Deinen Prof da ab, wo er steht! Versuche Dich in seine Situation hineinzuversetzen und Euer Gespräch aus der Perspektive Deines Gegenübers zu sehen.
Was könntest Du tun, damit es ihm leichter fällt, Dir zu helfen?
Lass uns mal bei den eben genannten fünf Punkten bleiben und schauen, wie man sie positiv auflösen kann:
Grundsätzlich solltest Du versuchen wertneutral in das Gespräch zu gehen. Lass Deine Gefühle vor der Tür. Auch wenn Du Deinen Prof vielleicht für ein Arschloch hälst, Arschlöcher sind auch nur Menschen.
Dasselbe gilt für Genies. Auch wenn er Dir wie ein solches vorkommt und Du glaubst, Du seist seiner gar nicht würdig, er ist nur ein Mensch und so möchte er auch behandelt werden (jedenfalls meistens).
Was auch immer da in Deinem Kopf vorgeht, ist reine Spekulation. Du kannst nicht wissen, wie Dein Gegenüber reagieren wird, also unterstelle ihm oder ihr auch kein imaginäres Szenario. Das ist respektlos. Du möchtest ja auch nicht, dass man so mit Dir umgeht.
Ja, ich hab manchmal eine sehr vulgäre Sprache. Aber was soll ich sagen? Übertreibung macht anschaulich. Ich wette, Du hast jetzt ein schönes Bild im Kopf 😉 Aber zurück zum Thema…
Dein Prof ist kein Hellseher. Wenn Du nicht sagst, was Dir auf der Seele brennt, woher soll es irgendjemand anderes außer Dir wissen?
Selbst wenn er merkt, dass irgendetwas nicht mit Dir stimmt, woher soll er wissen, wie er damit umgehen soll? Vielleicht traut er sich ja auch einfach nicht, Dich darauf anzusprechen. Wer redet schon gern über Privates? Und das auch noch mit Profs? Die sind oft genauso unsicher wie Du. Glaub mir. Ich kriege von denen fast mehr Anfragen im Bezug auf den Umgang mit Studierenden als andersrum.
Also mach den ersten Schritt und rede.
Warte nicht, bis alle Stricke reißen. Wenn Du merkst, dass sich ein ernsthaftes Problem ankündigt, lass es diejenigen wissen, die es betrifft. So können sie sich darauf einstellen. Eine Lösung für ein Problem zu verlangen, nachdem das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, gefällt niemandem. Das ist als würdest Du eine Zeitreise verlangen. Niemand kann rückgängig machen, was geschehen ist. Aber wenn man vorher von dem drohenden Unglück weiß, kann man vielleicht verhindern, dass es überhaupt passiert. Und falls nicht, fühlt man sich wenigstens nicht so überrumpelt und ist eher bereit nach weiteren Lösungen zu suchen.
Du wirst auch nicht gern vor vollendete Tatsachen gestellt, oder?
Wichtige Dinge sollte Du nie zwischen Tür und Angel klären. Erst recht nicht, wenn es darum geht Lösungen für irgendein Problem zu entwickeln. Da braucht man Zeit zum nachdenken. Also sorg dafür, dass Dein Gegenüber diese Zeit hat. Überlege, wie Dein Prof am besten zu erreichen ist. Gibt es eine regelmäßige Sprechstunde? Und wenn ja, wie gut wird die besucht? Sitzen da womöglich 20 andere vor der Tür und machen Druck? Oder müsste Dein Prof für solch ein Gespräch extra zur Hochschule fahren? Machst Du ihm damit möglicherweise Umstände? Wie gut ist er per Mail oder Telefon erreichbar? Manchmal macht es Sinn, das Problem vorab schon per Mail zu schildern, sodass man beim eigentlichen Gespräch Zeit sparen und direkt an der Lösung arbeiten kann. Außerdem hilft das Verfassen einer Mail, die eigenen Gedanken zu ordnen. Du hast alle Zeit der Welt zu überlegen, was Du eigentlich sagen möchtest.
Wie Du Mails an Profs formulieren solltest, erfährst Du in diesem Leitfaden von Prof. Frank von der Uni Kassel und diesem Video von Prof. Vorneberger von der Uni Osnabrück
Überlasse die Lösungsfindung nicht Deinem Prof. Wenn Du weißt, was Du willst, sag es einfach. Wenn Du nicht weißt, was Du willst, denk drüber nach bevor Du mit ihm sprichst. Sonst kommt sowas wie in dem Beispiel oben raus oder noch schlimmer, Dein Prof ist wirklich genervt. Der hat wahrscheinlich selbst genug Probleme und wenig Zeit. Überlege Dir also ganz genau, was Dein Ziel ist.
In diesem Beispiel ist es, das Modul dieses Semester erfolgreich abzuschließen, obwohl Du den Prüfungstermin, die Prüfungsart oder die nötige Anwesenheit nicht erfüllen kannst.
Wie könntest Du dieses Ziel also erreichen?
Du könntest ganz konkret nach…
Das wichtigste ist dabei, dass Deine Leistungsbereitschaft deutlich wird!
Du möchtest nicht, dass es nach einer Ausrede klingt. Du willst gleichwertige Leistung erbringen. Du willst keine Almosen und kein Mitleid. Du hilfst Deinem Prof, Dir zu helfen, indem Du ihm möglichst wenig Denkarbeit aufhalst. Im besten Fall muss er Deinen Vorschlag nur abnicken.
Idealerweise liegen die Vorteile Deines Vorschlag auf der Hand. Wenn nicht, betone sie gern extra stark.
Was hat Prof. XY davon, Deinem Vorschlag zuzustimmen?
Je weniger Arbeit er mit Dir hat, desto besser. Wenn Du durchfällst, hat er Dich z.B. nicht nur jetzt am Hals, sondern nächstes Semester wieder. Kein Prof sieht seine Studis gern zwei Mal im selben Kurs. Immerhin muss er die Wiederholungsprüfung ja auch wieder korrigieren. Wer hat da schon Lust drauf? Wenn Dein Vorschlag Erfolg verspricht und ihm nicht mehr Arbeit macht als der eigentliche Plan, sollte dem nichts entgegen stehen.
Es gibt natürlich keine Garantie dafür, dass alles am Schnürchen läuft und Du Deinen Willen kriegst. Da kannst Du so schlau sein, wie Du willst. Es kann tausend Gründe geben, die dagegen sprechen. Wenn Du jetzt aber immernoch an Punkt 1 festhängst und es mit Aussitzen versuchst, dann überleg mal, welches Szenario wahrscheinlicher ist:
A. Das Problem löst sich in Luft auf
B. Dein Prof hat Verständnis und hilft dir bei der Problemlösung
Im Übrigen kannst Du diese Tipps auch auf jede andere x-beliebige Person anwenden. Das könnte Deine Chefin oder auch dein Mitbewohner sein. Wenn du etwas von jemand anderem willst, mache dieser Person damit nicht mehr Arbeit als nötig. Bringe Lösungen gleich mit und zeige die Vorteile auf, die es hat, deinem Vorschlag zuzustimmen.
Luisa
Jenny
qwertzuiop
Hier gehts doch um wichtigeres!
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Sehr hilfreicher post. Danke dafür
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