Eine Studie der Uni Potsdam belegt: Studenten und Studentinnen sind überdurchschnittlich gestresst. Gründe dafür gibt es viele z.B. die Bologna-Reform, die aus faulen Langzeitstudenten effiziente Bachelor- und Masterabsolventen machen sollte. Das Studentenleben ist nicht mehr das, was es mal war…
Prof. Porombka von der UdK Berlin findet allerdings, dass wir selbst Teil unseres Unglücks sind. Wir Studenten von heute sind einfach viel zu unentspannt und stressen uns unnötig selbst, so seine Meinung. Man sollte das Studentenleben viel mehr genießen, auch heute noch, sagt er.
Wir kümmern uns um Uni, Arbeit, Familie und Freunde – wir funktionieren. Wir engagieren uns für ein bestimmtes Projekt – wir funktionieren. Wir hetzen von einem Termin zum nächsten – wir funktionieren…
Kennt ihr das auch? Dann habt ihr wohl euch selbst vergessen und lebt nur noch im und für den Stress. Dabei soll die Studienzeit doch auch Spaß machen und nicht nur eine Verpflichtung darstellen. Jeder von uns hat seine persönliche Stressgrenze.
Und irgendwann können und wollen wir vielleicht nicht mehr funktionieren, aber wir haben keine Ahnung, wie man das Tempo rausnimmt, ohne als Versager zu gelten (und sei es nur in unserer eigenen Augen). Kann man wirklich stressfrei studieren und trotzdem erfolgreich sein?
Was können wir selbst dafür tun, um ein entspannteres und glücklicheres Studentenleben zu führen?
Seid ihr glücklich? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht? Was empfindet ihr als Stress und wie könnt ihr dem entgegenwirken? Sich diese Fragen zu stellen, ist der erste Schritt zur Änderung. Und dann sollte natürlich auch die Umsetzung folgen. Wir alle haben unterschiedliche Dinge, die uns glücklich machen und die wir mehr in unseren Alltag einbauen sollten. Aber oft haben wir ähnliche Dinge, die wir als Stress wahrnehmen.
Die meisten Studiengänge verlangen Einiges von uns ab: Innerhalb kürzester Zeit jede Menge Stoff abarbeiten. Wenn ihr davon gestresst seid und es ermöglichen könnt – verlängert euer Studium um wenigstens ein Semester und ihr werdet sehen, dass ihr euch viel mehr mit dem Stoff auseinandersetzen könnt, der euch interessiert bzw. wieder mehr Zeit für Dinge findet, die euch glücklich machen.
Schnell fertig zu werden ist eben nicht alles. Das sieht sogar der Gesetzgeber so und hat deshalb 5 anerkannte Gründe definiert, mit denen ihr BAföG über die Regelstudienzeit hinaus erhalten könnt. Ein guter Grund wäre zum Beispiel ein Auslandssemester.
Ein Vollzeitstudium und nebenbei auch noch arbeiten – oft ein Muss, weil wir sonst finanziell nicht über die Runden kommen?! Selbst der BAföG-Höchstsatz reicht für gewöhnlich nicht, um die gesamten Lebenshaltungskosten zu decken. Die meisten Studierenden sind quasi gezwungen, neben dem Studium arbeiten zu gehen. Aber muss es tatsächlich der Job mit 20 h/Woche sein? Es gibt viele Mittel und Wege Studium und Job sinnvoll miteinander zu vereinbaren. Luisa (die Gründerin dieses Blogs) z.B. hat sich ihr Studium unter anderem durch die Ausübung diverser Ehrenämter finanziert. Björn hat sehr gute Erfahrungen als studentische Hilfskraft an seiner Fakultät gemacht. Ben lässt sich fürs Lernen bezahlen und ich verrate euch eine Möglichkeit, wie ich mir im Studium ein wenig Taschengeld dazuzuverdienen während ich etwas für meine Gesundheit tue.
Bei all dem Stress bleiben körperliche Symptome nicht aus. Wir bekommen Kopf-, Rücken- oder Magenschmerzen, sind vielleicht häufig krank. Und trotzdem hören wir nicht auf unseren Körper und gehen weiterhin all unseren Verpflichtungen nach. Ist es uns das wirklich wert? Niemand diktiert uns, wie wir zu leben haben außer wir selbst.
Stress kommt immer mal wieder vor, auch wenn wir weniger Kurse belegen und/oder nicht arbeiten gehen. Es gibt einfach Zeiten, in denen wir unentspannter sind. Eine Option, zwischendurch etwas runterzukommen, ist die Achtsamkeitstechnik. Als Erstes richten wir unsere Wahrnehmung auf das, was wir gerade tun, denken und fühlen – ohne dies zu bewerten. Im nächsten Schritt versuchen wir, uns von unseren Gedanken etwas zu lösen, indem wir uns z. B. auf unsere Atmung konzentrieren. So wie es auch für Meditationen üblich ist. Achtsamkeit trägt zur Entwicklung einer inneren Balance und der Distanz von stressigen Situationen bei. Eine ausführlichere Beschreibung findet ihr hier.
Um abzuschalten, kann es aber auch schon hilfreich sein, weniger Nachrichten zu konsumieren, mehr fröhliche und mitreißende Musik zu hören und sich wieder mehr Zeit für (alte) Hobbies zu nehmen.
Bestimmte Zielsetzungen durch Vergleiche mit anderen können unsere Motivation fördern. Sie können aber auch Probleme bereiten, wenn sich ihr (Nicht-)Erreichen auf unseren Selbstwert auswirkt. Besonders beliebte Beispiele sind Fitnesswahn und Leistungsdruck. Die Gesellschaft suggeriert uns, wir müssten schlank und gebildet sein, um erfolgreich sein zu können. Manchmal versuchen wir diesen Idealen durch eine bestimmte Ernährung, den regelmäßigen Besuch des Fitnessstudios und alle möglichen Karrieremaßnahmen nachzujagen. Dabei quälen wir uns aber oftmals selbst. Die Befriedigung durch das Erreichen der Ziele ist nur von kurzer Dauer.
Hier hilft es, sich vor Augen zu halten, dass wir schon genug sind, wenn wir geboren werden. Sämtliches Wissen und Fähigkeiten, die wir dazugewinnen, machen uns nicht zu besseren oder schlechteren Menschen (wie die Gesellschaft es vermittelt).Zudem können wir uns gar nicht mit anderen vergleichen, weil jeder unter ganz anderen Umständen aufwächst und für sich individuell ist.
Die Studienzeit ist einfach mehr als das bloße Abhaken von Modulen und Pflichten. Das meiste, was in den Klausuren abgefragt wurde, werdet ihr beim ersten Bewerbungsgespräch längst wieder vergessen haben und einiges davon wird auch schon wieder veraltet sein.
Eine zeitlose und somit eine der wichtigsten Lektionen im Studium ist es, mit vorhandenen Ressourcen möglichst sinnvoll umzugehen. Diese sind Zeit, Geld und die eigene Gesundheit. Denn mehr Mitarbeiter als euch selbst hat eure „Ich AG“ nicht und wird sie auch nie haben. Macht ihr euch selbst kaputt, seid ihr niemandem mehr von Nutzen. Somit ist niemandem geholfen, wenn ihr euch selbst schon im Bachelor in den Burnout treibt. Euch selbst am allerwenigsten. Und niemand will einen Chef, der so etwas von sich selbst und/oder anderen verlangt.
Neben dem ganzen Lernstoff, den wir uns ohnehin nicht für immer merken, können wir aus dem Studium auch ganz andere Dinge lernen, wie z. B. den Umgang mit anderen. Dann überstehen wir nicht nur die nächste Gruppenarbeit, sondern auch den künftigen richtigen Job, für den wir all das gerade auf uns nehmen.
Die offizielle Hotline des Deutschen Studentenwerks ist erreichbar
von montags bis freitags 8 - 20 Uhr (kostenfrei).
Was denkst du?