Es ist Sommer, der Badesee ruft, aber deine Klausuren oder Hausarbeiten jammern immer lauter?
Kennst du dieses Szenario? Die Lösung: Pomodoro-Technik.
Also du bist motiviert aufgewacht, mit dem festen Vorsatz dich an deinen Schreibtisch zu setzen. Plötzlich hast du dich aber bei der dritten Folge deiner Lieblingsserie wiedergefunden.
Anschließend hast du heute deine Bude geputzt, den WG-Abwasch übernommen und mit deiner Tante telefoniert.Und das Fachbuch liegt verwaist auf deinem Schreibtisch.
Aus diesem Grund schleppst du dich mühsam in die Bibliothek und starrst ewig den Sekundenzeiger an. Du zählst die Punkte auf dem Fußboden und wie oft der Mensch links vor dir schon die Nase hochgezogen hat.
Allerdings getan hast Du noch nichts!
Darum kommt deine Deadline immer näher und die Uhr macht tick, tack, tick, tack!
Dieses Phänomen hat einen Namen: Prokrastination!
Prokrastination = (lat. procrastinare) kommt aus dem Lateinischen und bedeutet: ‚Auf den morgigen Tag verschieben‘ – Aufschieben.
Unter Studierenden schieben 70 % immer wieder Aufgaben auf und das ein Drittel des Tages! Kein Wunder, dass dieses Phänomen auch als Studentensyndrom bekannt ist.
Zuerst einmal, wann passiert Aufschieben?
Passiert das Aufschieben in deinem Alltag, wenn du dich unsicher, müde und erschöpft fühlst?
Wenn du ehrlich zu dir selbst bist, dann hast du Angst vor der Aufgabe oder den Konsequenzen?
Vielleicht ist es keine Angst, sondern innere Unruhe. Zum Beispiel macht dich die Aufgabe nervös und du fühlst dich stark gefordert. Und letztendlich hast du Panik vor einem riesigen Chaos und das alles schief geht?
Du erkennst dich irgendwie wieder? Ganz ehrlich? In diesem Fall ist Aufschieberitis zumindest kurzzeitig, die beste Beruhigungspille. Prokrastination ein billiges Anti-Depressiva und schützt dich vor Stress und Überforderung.
Deshalb: hast du dich schon einmal bei deiner Aufschieberitis bedankt?
Manchmal wird Aufschieben zu einem Problem.
Dafür und dagegen gibt es einige deutliche Signale.
Erste Anzeichen: Du bist motiviert, aber handelst als wärst du das Werkzeug eines hedonistischen Puppenspielers.
Zweitens: Wenn Du ehrlich zu dir selbst bist, dann weißt du, dass es ein Problem gibt. (Auch wenn du das erst bei 3 Promille zugeben wirst).
Drittens: Du schiebst nicht auf, wenn du arbeitest wie Speedy Gonzales und trotzdem nicht genug Zeit hast. Das ist dann einfach zu viel für zu wenig Zeit.
Du prokrastinierst auch nicht, wenn dich jemand zwingt 52 Youtube Videos am Tag zu sehen. Das ist Zwang und keine Prokrastination.
Viertens: Man könnte meinen, der Mensch wird schlauer, aber er wird es nicht. Das ganze wiederholt sich immer und immer wieder.
Ist dir dein eigenes Verhalten ein Rätsel? Du weißt gar nicht, warum du eigentlich aufschiebst? Auch ein sehr eindeutiges Signal.
Also zurück zum Ausgangsproblem. Du müsstest dringend lernen, eine Hausarbeit abgeben oder eine Testreihe durchführen. Eine Methode, mich in solchen Situationen regelmäßig rettet ist die Pomodoro-Technik.
Franscesco Cirillo, der „Erfinder“ der Pomodoro-Technik schloss eine Wette mit sich selbst ab und stieß auf eine Wunderwaffe. Würde er es schaffen, sich eine Küchenweckerumdrehung konzentrieren zu können? Eine spannende Frage. Pomodoro ist ilatienisch für Tomate. Tomaten sollen uns also produktiver machen. Und nein, du brauchst jetzt nicht in den nächsten Supermarkt sprinten, um Tomaten zu besorgen. Alles, was du brauchst ist längst in deiner Reichweite. Da bin ich ganz sicher.
Die Pomodoro-Technik ist einfach anwendbar für alle, um die eigene Produktivität augenblicklich zu steigern! Quasi das Ü-Ei unter den Selbstmanagement Techniken.
Multitasking all around, aber mittlerweile ist klar, dass Multitasking nicht der heilige Gral ist.
Kennst du das Gefühl, dass dein Leben dich selbst überholt und deine To-Do-Liste länger wird statt kürzer.
Wie soll man kleine Erfolgserlebnisse haben, wenn man nie etwas abhaken kann?
Konzentriere dich auf einen Task! Es gibt verschiedene Vorteile für das „only – one -thing“ Abarbeiten:
Aber nun konkret zur Pomodoro Technik.
Wie lange kannst du dich tatsächlich auf eine Aufgabe konzentrieren? Ich war selbst überrascht, wie häufig ich am Anfang auf die Uhr sah und meine Tischnachbarn beobachtete. Ständig starrte ich aus dem Fenster und meine Gedanken tanzten einen aufgeregten Tango.
Sich den ganzen Tag zu konzentrieren einen vollen Tag in der Bibliothek zu planen wirkt überfordernd. Wie wäre es aber mit 10 Minuten für den Anfang? Du hast richtig gehört!
Es geht nur um 10 Minuten.
Manche Aufgaben schauen riesig aus und sind unüberwindbar groß.
Scheinbar eine Einladung zum Aufschieben: Je komplexer eine Aufgabe ist, desto mehr aversive Gefühle löst sie aus und schon prokrastinierst du wieder.
Allerdings nimmst du dir vor, nicht den ganzen Berg hinauf zu wandern, sondern erst einmal 25 Minuten zu spazieren, dann musst du keine Angst haben. Es ist egal wie viele Meter du schaffst, oder ob du schlenderst, spazierst, wanderst oder joggst. Dein Ziel ist es, diese 25 Minuten durchzuhalten und wenn du das geschafft hast, kannst du dich mit einem Pausensnack belohnen und dir selbst auf die Schulter klopfen.
Deshalb denke immer nur an die nächsten 25 Minuten und nicht den ganzen Berg.
Manche Aufgaben brauchen viele Pomodori. Eine Abschlussarbeit zum Beispiel kann Monate dauern. So versuche Aufgaben klein, kleiner am kleinsten zu machen. Nehme dir nur diese eine Sache vor. Eine Aufgabe kann länger als eine Pomodoro-Einheit dauern. Planst du aber von Anfang an 6, 7, oder 8 Einheiten ein, versuche den Kuchen noch einmal zu teilen.
Gerade in stressigen Klausurphasen hat man keine vernünftige Einstellung zu Pausen mehr.
Hast Du 25 Minuten geschafft, darfst du dir 5 Minuten Pause nehmen. Nach vier Tomaten Einheiten kannst du auch 15 Minuten Pause machen.
Hauptsächlich Flüssigkeitsaufnahme, etwas Bewegung und frische Luft sind die optimalen Pausenfüller!
Vielleicht liest du diesen Text bis zu diesem Moment und lächelst müde. 25 Minuten sind nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein und eigentlich müsstest du 14 Stunden plus rackern.
Dieses System finde ich nicht gut, manchmal kommen wir aber nicht drum herum. Und da Drogen nicht die besten Alternativen sind, müssen wir einen anderen Weg finden. Doch was ist, wenn Du Dich einfach nicht mehr traust eine Auszeit zu nehmen? Zumal 5 Stunden ohne Pause zu lernen ist zwar löblich, hilft dir aber in Stunde 7, 8 oder 13 nicht weiter.
Während sich Pausen am Morgen oft überfüssig anfühlen, am Ende des Tages wird sich deine Gesamtzeit verlängern.
Aber denke daran, es geht erst einmal um eine einzige Pomodoro-Einheit und eine einzige Aufgabe!
Während du höchst konzentriert an einer Aufgabe arbeitest, können dir wunderbare gigantische Einfälle kommen. Oder dir fällt ein, dass dein Hamster noch Futter braucht. Lege Dir ein Blatt-Papier zurecht, auf dem du alles für später aus deinem Kopf schreiben kannst.
Jedenfalls kommt es manchmal zu Unterbrechungen eines Pomodori, egal wie sehr du dich anstrengst. Diese Unterbrechung kann an deiner Konzentration liegen, an einem auffallenden Facebook-Icon oder deiner Kollegin. Protokolliere ehrlich wie viele Pomodori du schaffst und welche Pomodori gecrasht sind. Dies kann dir vielleicht helfen zu erkennen, was bei dir gut läuft und du intensivieren kannst.
Die Technik hilft dir sogar bei dem Umgang mit externen Störungen. Deswegen liebe ich diese Funktion an der Pomodoro-Technik!
Kennst du das? Mitarbeitende bürden uns zusätzliche Arbeit auf, WG-Mitbewohner*innen möchten einen Kaffee trinken oder dein Telefon klingelt.
Zum Einen hast du dir Aufgaben für einen Tag und deine Pomodori vorgenommen. Dies bedeutet, du kannst begründet sagen, wofür du Zeit hast und wofür nicht.
Zum Anderen kannst Du alle Menschen, sogar die kleinsten darauf hinweisen, dass du in 24, 19 oder 7 Minuten am Ende der Tomaten-Zeit ansprechbar bist.
Auch 24 Minuten und 55 Sekunden sind eine Zeitspanne auf welche die meisten Zeit-Anwärter*innen warten können.
Wenn der Wecker anfängt zu laufen, dann läuft er. Dies bedeutet für dich: „Tue etwas!“. Jetzt ist keine Zeit für Blockaden, Ängste und Perfektionismus. Es geht einfach „nur“ um das Tun. Und falls du es gar nicht schaffst anzufangen, dann heißt das, du starrst 25 Minuten in die Luft. Etwas anderes machen ist einfach nicht erlaubt 😉 Vielleicht schaffst du es dann in Minute 23 doch noch anzufangen?
Dir schwirrt der Kopf?
Kurz zusammenfasst: Besorge dir einen Timer, dein Handy, eine App oder einfach einen Küchenwecker. Nehme dir eine einzelne Aufgabe vor und bearbeite sie 25 Minuten. Anschließend machst du eine Pause von 5 Minuten. Nach mehreren vier Pomodori sind 15 Minuten angesagt. Ablenkende Gedanken notierst du auf einen Zettel und Störungen vertröstest du auf später. Deine Pomodori des Tages protokollierst du, um zu sehen, was gut funktioniert.
Experimentiere und teste ruhig ein bisschen.
Am Anfang sind 25 Minuten vielleicht zu lange, übe und steigere dich langsam.
Die Pomodoro-Technik rockt übrigens auch zu zweit, in einem Büro oder einer Lerngruppe. Die soziale Kontrolle funktioniert und macht sogar Spaß. Du findest niemanden zum mit mitmachen? Das geht auch digital.
Nicht alle Techniken sind für unterschiedliche Menschen gleich gut. Mir und vielen anderen hilft diese Technik. Wenn es bei dir nicht so ist, dann heißt es, erst einmal üben. Falls es dann immer noch nicht klappt, mache dich auf die Suche nach anderen Ideen oder sogar einer Beratungsstelle.
Und jetzt? Genug prokrastiniert – teste eine Pomodoro-Time!
Dave
Was denkst du?