Du hast wochenlang gelernt. Hierdurch alles irgendwie verstanden und kannst es eigentlich auch ganz gut erklären? Trotzdem reicht es nie zu Bestnoten?
So ging es mir eine ganze Weile und es hat mich sehr gewurmt. Dann musste ich erkennen, dass es manchmal besser ist einfach auswendig zu lernen statt alles zu verstehen. Klar gilt das nicht immer, aber leider ziemlich oft. Und ich habe Leute, die das können, immer beneidet. Nämlich fällt mir das auswendiglernen ziemlich schwer.
Fällt dir auswendiglernen auch schwer? Fragst du dich auch, wie andere es immer wieder schaffen in kürzester Zeit Wissen so in ihren Schädel zu prügeln? So, dass sie Klausuren problemlos mit 1,0 bestehen?
Mai ist promovierte Chemikerin und erklärt auf ihrem Wissenskanal MaiLab, was Tabletten mit unserem Hirn machen und inwiefern das unsere Studienleistungen wirklich verbessert:
Allerdings ist deine Note keine Frage der Intelligenz. Auch habe ich gelernt ohne chemische Hilfe damit umzugehen und mich stetig zu verbessern. Nächsten Donnerstag steht die nächste Klausur für mich an. Das Thema interessiert mich null. Außerdem und ganz ehrlich, ich will das nur hinter mich bringen. Ich brauch dieses Wissen eh nie wieder und wenn doch, eigne ich es mir zu gegebener Zeit an. Ich will das also einfach schnell in meinen Kopf kriegen und wenn es dir genauso geht, habe ich eine gute Nachricht für dich:
Mein heutiger Gastautor Mirko ist Gedächtnistrainer und nachdem er letzte Woche schon so frei war mir zu zeigen wie ich meine Lesegeschwindigkeit verdoppeln kann, hat er jetzt eine einfache Übung für uns parat, mit der wir uns Dinge, in diesem Fall Klausurstoff, schneller, einfacher und besser merken können.
Vorhang auf für Mirko!
Profis aus dem Gedächtnistraining nutzen sogenannte Merktechniken, um sich eine Vielzahl von Dingen zu merken:
Von außen sieht es so aus, als ob sie mit einer übernatürlichen Begabung ausgestattet wären, aber das ist nicht der Fall.
Sie benutzen Techniken. Übrigens sind diese Gedächtnistechniken erlernbar.
Dein Gehirn kann sich am besten die Dinge merken, die „greifbar“ sind. Also Bilder.
Informationen, die nicht greifbar sind, kann sich dein Gehirn nur sehr schlecht merken. Zum Beispiel langweilige Definitionen, Aufbauschemata, langweilige Fachtexte etc.
Sagen wir als vereinfachtes Beispiel, du hast einen langen Text gelesen und dir ein paar Begriffe rausgeschrieben, die den Inhalt des Textes wiedergeben.
Aus Zeitgründen nehmen wir an, dass die folgenden 5 Begriffe auf deiner Lernzusammenfassung stehen. Diese 5 Begriffe musst du in exakter Reihenfolge in deinen Kopf bekommen:
Wie würdest du dir die oberen fünf Begriffe in Reihenfolge merken?
Zuerst würdest du den Begriff in ein Bild umwandeln und dieses Bild irgendwo „befestigen“, wo du es wiederfindest. Zum Beispiel in deinem Zimmer, in deiner Wohnung oder auf dem Weg zu deiner Uni.
Also welches Bild könntest du für Bilanz nehmen? Nämlich ein Bild von zwei Personen namens Bill und Hans würde ausreichen.
Danach stellst du dir zwei Personen namens Bill und Hans vor, die dir die Eingangstür zu deiner Wohnung öffnen. Hierbei geht es darum, die Bilder so verrückt wie möglich zu machen. Dadurch kann sich dein Gehirn diese Informationen mühelos abspeichern.
Somit sind wir beim Neocortex. Wie würdest du dir dies merken? Du kennst sicher den Film „Findet Nemo“. Wenn du dir das Bild vorstellst, wie „Nemo der kleine Fisch“ mit deiner oder deinem „Ex“ schläft, dann sollte das Bild so merkwürdig sein, dass du es gar nicht vergessen kannst!
Anschließend packe dieses Bild an die Garderobe deiner Wohnung in deinem Flur. Du willst also deine Jacke aufhängen und auf einmal siehst du Nemo, wie er mit deiner oder deinem Ex schläft.
Sehr skurril. Folglich gut zum Merken.
Wie würdest du dir den Begriff Rechtssystem merken?
Du könntest mit deiner „rechten Hand“ in ein „System“ greifen. Zum Beispiel ein Baukastensystem von Lego. Ich lasse meiner Phantasie gerade freien Lauf, Kindheitserinnerungen – sorry;)
Stell dir also vor, wie du in dein Zimmer gehst und mit deiner „rechten Hand“ in ein Baukasten-„System“ greifst. Das erinnert dich dann später an „Rechtssystem“.
Wie merkst du dir Molekül?
Wenn du dir ein vielleicht übergewichtiges Mädchen namens „Molly“ vorstellst, dem „kühl“ ist, dann hast du es.
Stell dir vor, du gehst in deine Küche und plötzlich steht dort „Molly“ und ihr ist ganz „kühl“ – das erinnert dich dann an Molekül.
Ich weiß, es fühlt sich am Anfang total bescheuert an, so etwas zu tun, aber mit ein bisschen Übung, kannst du dir dadurch alles abspeichern, was du für deine Klausuren brauchst.
Wie merkst du dir Obama?
Du könntest dir vorstellen, das Barack Obama in deinem Badezimmer sitzt und Zeitung liest. Dann weißt du, dass an letzter Stelle Barack Obama kommt.
Anschließend teste dich doch einfach mal selbst.
Wer öffnet dir deine Eingangstür?
Richtig: Bill und Hans. Und die beiden erinnern dich an das Wort Bilanz.
Was siehst du im Flur an der Garderobe?
Nemo schläft mit deiner oder deinem Ex und das erinnert dich an Neocortex.
Was machst du in deinem Zimmer?
Du greifst mit deiner rechten Hand in ein Baukasten-System und das erinnert dich an Rechtssystem.
Wen siehst du, wenn du in die Küche kommst?
Richtig: Molly..und ihr war ziemlich kühl. Das erinnert dich an Molekül.
Wen siehst du, wenn du die Badezimmertür aufmachst?
Genau. Du siehst Barack Obama in deinem Badezimmer.
Was er dort macht, überlasse ich deiner Phantasie;)
Perfekt! Du hast dir gerade mühelos 5 Begriffe in Reihenfolge gemerkt.
So einfach funktioniert Gedächtnistraining!
Viel Spaß beim Anwenden!
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