Wusstest du, dass du dir Hilfe für deine Prüfungsvorbereitungen durch studentische Gremienvertreter deiner
Hochschule holen kannst? Hattest du schonmal Probleme mit der Fachbereichs- bzw. Fakultätsverwaltung oder Prof.? Hattest du schonmal berechtigte Zweifel an einem Prüfungsergebnis oder waren die Voraussetzungen für die Zulassung zur Prüfung so gestrickt, dass du eigentlich nur durchfallen bzw. eine schlechte Note erzielen konntest? In all diesen Fällen können dir studentische Interessenvertreter, deine Fachschaft, an deiner Hochschule weiterhelfen. Nur blöd, wenn niemand weiß, wer das ist oder was die eigentlich den ganzen Tag tun, oder?
Im Studium sind die Wochen der Prüfungsvorbereitung die wichtigste Zeit. Jedes Semester quälen sich unzählige Studenten durch die Vorbereitung ihrer Klausuren und versuchen, sich und das geballte Wissen zu organisieren. Beim Lernen ist man nicht auf sich allein gestellt, denn in den Unis wartet die Hilfe nur darauf, in Anspruch genommen zu werden. Ich werde euch im Folgenden sagen, wo ihr sie finden könnt:
Viele wissen dabei nicht, wie die Gremien und Fachschaftsräte der Fachbereiche dabei Unterstützung bereitstellen und sogar für ihre Studenten in die Bresche springen. Ich werde euch hier erklären, welchen Mehrwert eure Fachschaft bietet und wo für euch gekämpft wird, wenn tatsächlich mal etwas schief läuft. Auch in der Verwaltung werden häufig Fehler gemacht, die den Studenten schaden. Die Fachschaft kann dort intervenierend eingreifen. Das Wichtigste dabei ist aber, dass die Fachschaft möglichst frühzeitig Bescheid bekommt.Aber alles mit der Ruhe. Ein Schritt nach dem anderen.
Ganz klar kann man da sagen: Nein. Die Fachschaft an sich ist offiziell die Gesamtheit der Studierendenschaft eines Fachbereiches. Die Fachschaft besteht also jeweils aus allen Architekturstudenten, aus allen Biologiestudenten, usw. Der Fachschaftsrat setzt sich aus gewählten Mitgliedern der Fachschaft zusammen und vertritt mit deren Einverständnis (durch die Wahl) die Interessen der gesamten Studierendenschaft ihres Fachbereiches. Da die so genannten Fachschaftler ehrenamtlich arbeiten und ihre Freizeit für die Belange der anderen Studierenden aufwenden, sind sie sozial sehr engagierte Menschen, die in ‚ihrem Fachbereich‘ für die breite Masse der Studierenden einstehen und Meinungen, Kritik und Sorgen bündeln. Diese Belange werden ausgewertet, besprochen und an die oberen Instanzen der Unileitung weiter gegeben.
Fachschaften setzen sich oft aus Mitgliedern der verschiedenen Semester zusammen und haben daher einen guten Überblick über den ganzen Studiengang. Junge wie erfahrene Studierende tragen mit ihren Erfahrungen und ihrem Wissen dazu bei, dass die Interessen aller möglichst gleichmäßig berücksichtigt werden.
Viele Fachschaften stellen Altklausuren als Kopierexemplar zur Verfügung. Diese sind besonders wichtig, wenn man sich anhand des Skriptes nicht ausreichend vorbereitet fühlt. In Altklausuren sieht man, wie der Professor in Klausuren Fragen stellt. Wenn man die gesamten Klausuren der vergangenen Semester hat, kann man auch oft ein Muster oder sich wiederholende Fragen erkennen und sich somit darauf vorbereiten. Oft gibt es auch entweder bei der Fachschaft oder in ‚geheimen Archiven anderer Studenten‘ Musterlösungen für diese Klausuren. Diese sollen zwar nie in Umlauf geraten, aber es passiert dennoch mal, wenn ein Student mit guter Note in die Klausureinsicht geht und sich seine vollbepunktete Antwort nochmal für die Nachwelt notiert. Auch für mündliche Prüfungen gibt es oft Gedächtnisprotokolle der Prüflinge, die in den Fachschaften gesammelt werden.
Oft sind es die Fachschaften, die für einen gewissen Zeitraum in den Ferien Seminarräume bieten und öffnen, damit sich dort Studenten zum Lernen in Gruppen zusammen finden können. Lerngruppen sind ein gutes Mittel um gemeinsam den Stoff zu vertiefen und langfristig im Gedächtnis zu behalten. Wenn die eigene Fachschaft allerdings keine Ressourcen zur Verfügung stellen kann, lohnt sich auch eine Anfrage beim AStA. Diese haben vielleicht studiengangübergreifende Arbeitsräume, wenn die Arbeitsplätze in den Bibliotheken schon alle ausgelastet sind.
Tutorien sind meist praktisch orientierte Kurse, die parallel zum Semester laufen und den theoretischen Stoff aus den Vorlesungen aufbereiten. Die Tutorien werden meist von höhersemestrigen Studenten gehalten oder von Mitarbeitern, deren Abschluss noch recht frisch ist. Für fachliche Fragen ist meist sogar die Lehrkraft dabei oder ist zu der Zeit erreichbar. Da die Tutoren selbst vor noch gar nicht so langer Zeit den Stoff selbst lernen mussten, haben sie oft die besten Lerntricks für euch, helfen euch anschaulich, alles zu verstehen und kennen die Verständnis- oder Anwendungsprobleme noch sehr genau. Auch wenn die Zeit zwischen den Vorlesungen knapp ist, lohnt es sich sehr, in die Tutorien und Übungen zu gehen, die angeboten werden. So wird der Stoff schon während des Semesters umfänglich vertieft und der Lernaufwand kurz vor der Klausur ist nicht so überwältigend.
Repetitorien sind zusätzliche Kurse, die den Stoff eines Faches noch einmal prüfungsvorbereitend durchgehen. Tutoren sind die Experten auf diesem Gebiet und können fachliche Fragen meist fundiert und qualitativ beantworten. Oft werden Tutorien 4-6 Wochen vor der Prüfung von den Hiwis oder wissenschaftlichen Mitarbeitern des Fachbereiches abgehalten. Die zusätzlichen Kurse können dabei gut einen Zeitraum von 2 Wochen einnehmen und ein tägliches Arbeitspensum von 8 Stunden erreichen. In den meisten Fällen lohnen sie sich tatsächlich sehr, auch wenn sie sehr anstrengend sind und meistens Geld kosten.
Manchmal stoßen auch die Fachschaften an ihre Grenzen, wenn es um Streitigkeiten mit der Unileitung geht. Hochschulpolitik und -verwaltung sind sehr komplexe Themen. Obwohl die Fachschaften schon sehr viel Gehör finden, ist ihre Machtstellung innerhalb der Hochschule ausbaufähig. Der AStA (Allgemeiner Studierenden-Ausschuss) ist eine Instanz, die über allen Fachschaftsräten steht und die Belange der Studierenden der gesamten Hochschule vertritt. Der AStA setzt sich interdisziplinär aus Studierenden aller Fachbereiche zusammen und jeder „AStArianer“ hat ein eigenes Spezialgebiet. Es gibt Mitglieder des AStA, die sich um Rechtsberatung kümmern, wenn es mit den Prüfungsausschuss ins Arge geht und eine Exmatrikulation bevorsteht oder diese unrechtmäßig ausgesprochen wurde. Andere Mitglieder des AStA helfen bei der Beantragung von Förderungen wie Bafög oder der Bewerbung auf Stipendien.
Einige Studenten kommen an den Punkt, an dem sie glauben, dass wirklich nichts mehr geht. Überlastung durch Uni, Job, vielleicht ein Kind oder pflegebedürftige Familienmitglieder bringen einen schnell an die Belastungsgrenzen. Solche Punkte können die Motivation fürs Studium drastisch nach unten ziehen. Viele Hochschulen bieten dafür eine psychologische Beratungsstelle an, die einem wieder auf den richtigen Weg zurückführen oder einen an einen Spezialisten weiterleiten kann. Manchmal hilft wirklich nur eine Auszeit, manchmal hilft aber auch schon eine neue Sichtweise. Meistens kann dir der AStA sagen, wohin du dich in diesem Fall wenden kannst, wenn die Uni nicht ohnehin Informationen dazu im Netz bereit stellt. Das genaue Programm von AStA und Fachschaften unterscheidet sich je nach Standort sehr, da es keine klaren Regelungen dafür gibt. Das ist auch gut so, denn so können diese Instanzen individuell auf die Notwendigkeiten an ihren Hochschulen eingehen. Sich mit Fachschaften und anderen Gremien in Verbindung zu setzen lohnt sich auf jeden Fall, denn auch wenn sie direkt nicht weiter helfen können, so sind sie meistens in der Lage, dich an einen geeigneten Ansprechparter weiter zu vermitteln. Die Kompetenz und Tatkraft dieser ehrenamtlichen Institutionen steht und fällt mit dem Engagement der Studierenden. Wenn du also das Bedürfnis verspürst, anderen Studierenden zu helfen, dann wird niemand ein potentielles Mitglied abweisen! In manchen Fällen gibt es sogar gewisse Bonus-Programme für ehrenamtlich engagierte im Bereich der Hochschulpolitik. Das kann von finanziellen Entschädigungen bis hin zu anrechenbaren Semestern gehen, die dann deinem Studienkonto gutgeschrieben werden. Obwohl ich 11 Semester studiert hatte und davon eines im Praktikum war, steht auf meinem Zeugnis beispielsweise durch langjährige Fachschafts- und AStA-Arbeit die Regelstudienzeit 9 Semester.
Neben den offiziellen Arbeitshilfen, die eine Fachschaft ihren Studierenden zur Verfügung stellt, bietet sie auch für die aktiven Mitglieder viele 'smarte‘ Vorteile. Diese ‚smarten‘ Vorteile sind im größten Umfang sozialer Natur. Die Fachschaft ist ein Zusammenschluss aus sehr engagierten Studierenden, die sich gegenseitig unterstützen und Freundschaften schließen. Da sie aus den verschiedenen Semestern eines Studienganges kommen, haben sie teilweise schon sehr viele Erfahrungen gesammelt, die sie gerne miteinander teilen. Mitglieder eines Fachschaftsrates sind sehr häufig in einem oder mehreren Gremien tätig und lernen dort sehr viel über Politik, Finanzen und die so hoch geschätzten Smart Skills. Durch die Arbeit in Gremien bekommen sie Kontakt zu Professoren und Mitarbeitern der Hochschulleitung. Auch wenn in den Gremien oft Themen angesprochen werden, die ein Student selbst nie ansprechen würde, haben die Fachschaftler daraus keinen Nachteil, denn sie sind die offiziellen Vertreter der Studierendenschaft (das heißt sie agieren und sprechen nicht im eigenen Namen und vertreten nicht die eigenen Interessen) und ihr Engagement wird durchaus von Professoren und Mitarbeitern geschätzt.
Neben den engen Kontakten untereinander knüpfen die Fachschaften auch immer Kontakte zu allen anderen Studenten. Da sie erster Ansprechpartner für alle Belange sind, kommen sehr viele Studierende in ihre Sprechstunde. Wenn ein einzelner Fachschaftler nicht helfen kann, kennt er mit großer Sicherheit jemanden, der Ahnung hat. Die Fachschaften organisieren die Ersti-Tage. Sie begleiten die frischen Erstsemester die ersten ein bis zwei Wochen ihres Studiums und helfen bei ersten Orientierungsschwierigkeiten. Neben den rein formalen Aktivitäten wie Führungen über den Campus und Vorstellung der Lehrgebiete, werden in diesem Zusammenhang auch soziale Veranstaltungen organisiert. Da kann es von Schnitzeljagden durch die Stadt über Essen gehen im American Diner oder einer Glühweinwanderung mitten in der Nacht einiges geben. Jede Fachschaft ist da sehr kreativ um die jungen Erstsemester zusammen zu führen. Während sie die Freundschaften innerhalb des ersten Semesters stärken, knüpfen sie natürlich auch selbst Kontakt zu den jungen Studierenden und halten diesen meist sehr lange Zeit.
…und arbeiten nicht nur. Sie haben auch Freizeit und verbringen diese miteinander. Oft organisieren sie Grillabende, zu denen dann oft alle Studierenden und Freunde mit eingeladen sind. Das Tolle: Die Fachschaften haben meist einen riesigen Grill (oder mehrere), den sie dafür verwenden und oft auch mehrere Biertischgarnituren und Musikanlagen, sodass vielen entspannten Abenden nichts im Wege steht. Im Winter stellen sie gerne mal einen Glühweintopf oder einen Waffel-Stand ins Atrium und erheitern so den winterlichen Studiumsalltag. Diese Aktionen sind nicht nur für die Studierenden eine gelungene Abwechslung sondern machen auch in der Organisation sehr viel Spaß. Das Mitwirken einer Fachschaft bietet die Möglichkeit, weit über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken, viele Kontakte zu knüpfen und Unterstützung in vielen Belangen zu erfahren.
Auch ist der telefonische Kontakt zu einer Rechtsberatung, welche in einer studentischen Rechtsschutzversicherung enthalten ist, auch sehr hilfreich um Auswege aus einer Situation zu finden.
Gremien sind beispielsweise der Fachbereichsrat, der Prüfungsausschuss oder die Senatskommission für Studium und Lehre. Seltsame Namen, die aber insgesamt sehr wichtig für das Leben und Lernen von Studenten ist. Im Fachbereichsrat wird ca. alle vier Wochen besprochen, welche Schwierigkeiten es im vergangenen Monat gab und wie sie verbessert werden können. Auch langfristige Projekte wie die Einbindung einer neuen Professur oder Kandidaten für eine Dissertation werden im Fachbereich besprochen. Sollen Prüfungsordnungen geändert werden, gehen viele Entscheidungen dabei auch durch den Fachbereichsrat. Der Fachbereichsrat besteht aus gewählten Mitgliedern aus der Masse der Studierenden, Professoren und Mitarbeitern eines Fachbereiches. Die Studentischen Mitglieder vertreten dort repräsentativ die Interessen der gesamten Studierendenschaft. Im Prüfungsausschuss werden hauptsächlich Problemfälle besprochen. Studenten, die zum dritten Mal durch eine Prüfung gefallen sind und einen Härtefallantrag eingereicht haben, werden hier zum Thema. Dabei wird analysiert, wie ihre Leistungen in anderen Fächern sind und ob der Prüfungsausschuss eine Chance sieht, dass der Student das Studium abschließen wird. Dabei geht es nicht darum, Studenten aus der Uni zu werfen sondern darum, ihnen möglichst frühzeitig auch zu zeigen, dass ihnen ein Studiengang eventuell wirklich nicht liegt. Die Mitglieder des Prüfungsausschusses tun sich mit den Entscheidungen in der Tat nicht leicht. Während die Verwaltungsangestellten Mitglieder des Prüfungsausschusses die betreffenden Studenten nicht kennen, können sich gerade bei kleineren Studiengängen die Professoren sehr wohl merken, welches Gesicht zu dem Namen gehört. Am Schwersten haben es da besonders die studentischen Mitglieder des Prüfungsausschusses, da sie ihre Kommilitonen sehr oft kennen und manchmal sogar gut mit ihnen befreundet sind. Da es in diesen Fällen oft zu Befangenheit kommt, gibt es in der Regel auch Ersatz-Mitglieder, die einspringen, wenn das studentische Mitglied an einem Verfahren nicht teilnehmen will, weil es um einen sehr guten Freund oder gar Partner geht. Die Senatskommission Studium und Lehre ist ein noch höher angesiedeltes Gremium, das oft nur einmal im Semester oder einmal im Jahr tagt. Hier wird der Studiengang im Gesamten besprochen und bewertet. Verbesserungsvorschläge werden gemacht oder Probleme diskutiert. Studentische Mitglieder bewerten in dieser Kommission, wie die Studierendenschaft mit der aktuellen Situation zurecht kommt und schätzt ein, wie sich diskutierte Änderungen auf den Studienverlauf auswirken könnten.
Fachschaftler sind in der Regel sehr interessiert am Gesamtkonstrukt der Hochschulpolitik. Ausserdem stehen sie in engem Kontakt mit den Studierenden ihres Fachbereiches. Fachschaftler sind häufig nicht nur im Fachschaftsrat aktiv sondern auch in den Gremien. Im Fachbereichsrat besprechen sie beispielsweise die Themen, die von Seiten der Studierenden an sie heran getragen wurden. Dort vertreten sie dann in der Diskussion die Interessen der Studierendenschaft und öffnen Professoren und Mitarbeitern mitunter auch die Augen, wenn diese in unbeabsichtigter Betriebsblindheit nicht von vornherein auf die Belange der Studenten eingegangen sind.
Viel Erfolg bei euren Prüfungsvorbereitungen und nutzt die Angebote!
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