Du spielst mit dem Gedanken, ein Fernstudium anzufangen? Dann geht es dir wie vielen anderen. Ferstudiengänge boomen. Nicht umsonst ist die Fernuni Hagen die größte Hochschule Deutschlands. Die Gründe für die Entscheidung zum Fernstudium können ganz unterschiedlich sein:
Die meisten Fernhochschulen sind privat und ein Fernstudium damit oft vergleichsweise teuer, da du die Kosten für Kurse und Materialien selbst tragen musst. Aber auch einige staatliche Hochschulen wie die Fernuni Hagen bieten vereinzelt Studiengänge oder Zertifikatslehrgänge als Fernstudium an. Hier musst du jedoch keine monatlichen Gebühren zahlen, sondern Semesterkosten wie für jedes andere staatliche Studium auch. Dies ist im Vergleich zur Präsenzuni nicht viel teurer, wenn man bedenkt, dass keine zusätzlichen Kosten für Wohnung, Lebenshaltung und regelmäßige Fahrtwege anfallen. Durch die freie Zeiteinteilung kannst du außerdem nebenbei gut arbeiten. Bei einem Vollzeit– Fernstudium hast du sogar i.d.R. den gleichen Anspruch auf Bafög wie beim Präsenzstudium. Sofern es an deiner Wunschuni also keine Studiengebühren gibt, sind die Kurse und Materialien kostenlos. Wie viel Spielraum zum Jobben bleibt, hängt ganz vom jeweiligen Studiengang und dessen Wahlmöglichkeiten ab.
Die Aufnahmekriterien variieren von Uni zu Uni und von Studiengang zu Studiengang. Z.B. ist an der Fernuniversität Hagen seit dem Wintersemester 16/17 die Teilnahme an einem Online-Self-Assessment für die Aufnahme in Psychologie verpflichtend. Informiere dich also gründlich über die Zugangsvoraussetzungen. Der klassische NC ist im Fernstudium eher unüblich, was das Fernstudium zu einer besonders attraktiven Alternative zum Präsenzstudium macht. Viele machen deshalb ihren Bachelor erstmal als Fernstudium, um später den Master an einer anderen Hochschule machen zu können. Gerade in Psychologie ist diese Strategie so beliebt, dass die Fernuni Hagen keine neuen Studenten mehr im Psychologie Bachelor aufnehmen konnte. Im Master entscheiden sich die meisten Studenten vor allem wegen der zeitlichen und geografischen Flexibiltät für ein Fernstudium, das sie dann berufsbegleitend durchziehen.
Du wirst während des Fernstudiums wenig realen Kontakt zu Kommilitonen und Professoren haben. Ein Austausch ist natürlich trotzdem möglich, z.B. durch Online- Plattformen und Einführungsveranstaltungen. Die digitale Vernetzung kann aber durchaus auch Vorteile bieten. So lernst z.B. verschiedenste Blickwinkel kennen und kommst mit fremden Leuten in Diskussionen, was in deiner Uniclique vielleicht eher nicht der Fall ist.
Manche Module im Fernstudium enthalten auch Präsenzseminare. Auch das ist in jedem Studiengang unterschiedlich. Natürlich steht man an einer Präsenzuni automatisch stärker in Kontakt zu seinen Kommilitonen. Aber will man das auch immer? Wenn ich mich a meinen Bachelor zurückerinnere, höre ich immer wieder dieselben Leute mit ihren -teilweise sehr fragwürdigen- Kommentaren, um sich zu profilieren oder einfach nur sich selbst zu hören. Das nervt ziemlich und bei Anwesenheitspflicht kann man diesem Problem einfach nicht entkommen. Dennoch ist es natürlich hilfreich, sich in direktem Kontakt mit seinen Kommilitonen, Profs und Prüfungsämtern zu befinden. Einige Angelegenheiten lassen sich dadurch besser und schneller klären.
Für das Studentenleben geht folgender Punkt klar ans Präsenzstudium: Freundschaften lassen sich besser aufbauen, wenn man sich regelmäßig sieht und gemeinsam lernt und/ oder Projekte macht.
Im Fernstudium ist das natürlich auch möglich. Hier musst du allerdings auch mal die Initiative ergreifen können, indem du dich z.B. gezielt für Lerngruppen verabredest. Beim Studentenausweis gib es bei der Fernuni keinen Unterschied, solange du Vollzeitstudent bist. Du kannst dich also auf dieselben Vergünstigungen freuen wie Präsenzstudis! Übrigens herrscht nicht an jeder Präsenzuni auch automatisch Anwesenheitspflicht! IN NRW zum Beispiel wurde die Anwesenheitspflicht vor einiger Zeit komplett abgeschafft. Das gefällt allerdings nicht jedem und so gibt es immer wieder Diskussionen, ob die Anwesenheitspflicht nicht lieber wieder eingeführt werden sollte.
Bei einem Fernstudium solltest du in der Lage sein, selbstständig und eigenverantwortlich zu lernen und dich zu organisieren. Hier gibt es keinen Prof, der dir sagt, was prüfungsrelevant ist. Außerdem sitzen deine Kommilitonen irgendwo in Berlin, Hamburg, Hannover oder Dresden während du ganz allein zu Hause in Rockenhausen vor dich hin lernst. Die Ortsunabhängigkeit, die zuvor noch das große Plus des Fernstudiums war, kann dich plötzlich in ein tiefes Motivationsloch reißen. Nicht einfach, da immer motiviert am Ball zu bleiben. Das ist jedoch eine Fähigkeit, die du generell zum Studieren brauchst, unabhängig davon, ob dein Studium an einen bestimmten Standort gebunden ist oder nicht.
Durch die Pflichtveranstaltungen im Präsenzstudium werden dennoch andere Rahmenbedingungen gegeben und auch hier hängt es ganz vom jeweiligen Studiengang ab, wie verschult oder offen die Studienorganisation ist. Ein bisschen Gruppenzwang kann gerade in der Prüfungszeit hilfreich sein.
Im Fernstudium schreibst du generell weniger Klausuren als im Präsenzstudium, dadurch musst du aber pro Klausur mehr lernen. Z.B. sieht die Fernuniversität Hagen für ein Grundlagenmodul in Psychologie eine 4-stündige Klausur für 15 Creditpoints vor, in der das Wissen von bis zu vier Kursen geprüft wird. Das bedeutet also eine ganze Menge Stoff, verpackt in einer einzigen Klausur. Die guten Noten werden dir also alles andere als hinterhergeschmissen. Wenn du dann mal einen schlechten Tag hast und die Klausur verhaust, wird es mühsam, die schlechte Note wieder auszugleichen. Dagegen werden in den meisten Präsenzstudiengängen mehr Klausuren für weniger Creditpoints geschrieben.
Einige Dozenten dürfen sogar beliebig Modulprüfungen ändern: So können z.B. die 20 Seiten Hausarbeit, die in der Prüfungsordnung stehen, eigenmächtig in eine mündliche Prüfung umgewandelt werden. Das geht z.B. an der Fernuniversität Hagen nicht so einfach, da mit speziellen maschinellen Korrektursystemen gearbeitet wird. Hier wird deutlich, dass im Präsenzstudium mehr Flexibilität im Bereich der Lehre möglich ist als im Fernstudium und es ggf. leichter sein kann, die Module zu bestehen und gute Noten zu erreichen. Du kannst dich vorab in Foren oder bei der jeweiligen Fachschaft über den tatsächlichen Unialltag informieren.
Eine beliebte Form an den Fernunis ist das Teilzeitstudium, so kann das Studium mit Beruf und/ oder Familie gut in Einklang gebracht werden. Die Module werden dann z.B. so geplant, dass zwischen Teil- und Vollzeit entschieden werden kann. An der Präsenzuni ist es auch möglich, in Teilzeit neben dem Job zu studieren. Damit ist jedoch ein höherer organisatorischer Aufwand verbunden und ggf. müssen Urlaubstage zum Studieren geopfert werden. Einige Studenten arbeiten sogar in Vollzeit neben ihrem Vollzeitpräsenzstudium. Machbar ist das, allerdings auch sehr stressig und nicht zu empfehlen, wenn in deinem Studiengang viel Gruppenarbeit vorgesehen ist und deine Kommilitonen zeitlich von dir abhängig sind.
Ich entschied mich damals für ein Fernstudium, da mein NC für eine Präsenzuni nicht gereicht hätte. Der Plan dabei war recht simpel: Ein oder zwei Semester an der Fernuni studieren, um zu einem späteren Zeitpunkt in ein höheres Fachsemester an eine Präsenzuni zu wechseln.
Letztlich entschied ich mich aus zwei Gründen dafür, mein Studium vorzeitig abzubrechen: Einerseits war die Fernuniversität Hagen zu dieser Zeit bei vielen Präsenzunis noch recht unbeliebt, wodurch es schwierig war, ohne Weiteres in ein höheres Fachsemester zu wechseln. Dies liegt nun aber schon sechs Jahre zurück und seitdem hat sich viel getan, also lass dich dadurch nicht verunsichern! Lass es aber nicht darauf ankommen und informiere dich fühzeitig über die Zugangsvoraussetzungen in höhere Fachsemester an den einzelnen Präsenzunis. Der zweite Grund war ein enormer Zeit- und Geldverlust durch eine Prüfungssperre: Ich hatte eine Klausur verhauen und war deshalb für weitere Modulprüfungen gesperrt. Bezahlen musste ich aber trotzdem für diese Module, in denen ich keine Prüfung ablegen durfte. Das erschwerte den Wechsel an eine Präsenzuni zusätzlich.
es vielleicht anders machen, aber nicht unbedingt. Ich hatte damals einen konkreten Berufswunsch und kann mir heute nicht den Vorwurf machen, es nicht probiert zu haben. Die Zeit an der Fernuni sehe ich als eine wichtige Erfahrung, von der ich heute profitieren kann.
Welche Uni letztlich für dich in Frage kommt, hängt ganz von deinen individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten ab. Du musst also festlegen, wo deine Prioritäten liegen.
Wenn es dir hauptsächlich darum geht, eine berufliche Qualifikation zu erlangen, dann kommt die Fernuni definitiv für dich in Frage. Damit kannst du weiterhin deinen individuellen Verpflichtungen nachgehen. Die notwendigen Fähigkeiten wie Selbstdisziplin oder Zeitmanagement können erworben werden. Wenn dir hingehen auch das Gesamtpaket rund um das Studentenleben am Herzen liegt, z.B. Freundschaften, Unisport etc., dann wäre die Präsenzuni wohl eher etwas für dich. Wenn du weißt, was du willst, sei mutig!
Ich hoffe, dass ich dir helfen konnte.
Die offizielle Hotline des Deutschen Studentenwerks ist erreichbar
von montags bis freitags 8 - 20 Uhr (kostenfrei).
Sarah Theuring
Luisa Todisco
Ein Bachelor, Master oder Examensabschluss wird über die gesamte Regelstudienzeit gefördert. Egal, ob präsent oder fern. Du verwechselst das mit Fernlehre an Schulen wie der ILS, wo man seinen Schulabschluss nachholt. Das wird nur in den letzten 12 Monaten gefördert. Das eine ist Schülerbafög, das andere Studentenbafög. In beiden Fällen muss man in Vollzeit eingeschrieben sein, um überhaupt Anspruch auf BAföG zu haben.
Tobias R.
Ich hoffe das einige dies hier lesen, und den mut zu einem Fernstudium bekommen.
Schöner Text sehr Informativ, Danke
Liebe Grüße
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