Für den Großteil der Studenten ist eine eigene Wohnung noch zu teuer. Und selbst, wenn das Geld für die Miete ausreichen würde, zieht es die meisten doch eher in eine Wohngemeinschaft. Hier können die ersten Kontakte geknüpft und Freundschaften geschlossen werden. Außerdem hilft man sich gegenseitig dabei, die Hürden des Studienanfangs zu meistern. Damit beim gemeinsamen Wohnen in einer WG auch alles glatt läuft, sollten sich alle Mitbewohner an ein paar Regeln halten.
1.) Das Vermeiden von Problemen und Konflikten während des gemeinsamen Zusammenwohnens beginnt bereits vor dem Wohnen selbst. Denn wer sich die richtigen Mitbewohner aussucht, bzw. sich gut eingliedert und mit der Wohnform einverstanden ist (die im besten Fall den eigenen Erwartungen nahekommt), sorgt gegen später auftretende Uneinigkeiten und nervigen Stress vor. So gilt es zunächst, sich Gedanken darüber zu machen, ob die zukünftige WG eine reine Zweck-WG oder ein lebendiges und freundschaftliches Miteinander werden soll. Beides ist in Ordnung, es muss nur von Vornherein klar sein, welche Wohnform man sich vorstellt. Genau das muss dann auch kommuniziert werden und alle Bewohner einer WG sollten sich darüber einig sein.
Es spielt keine Rolle, ob Du Dich selbst bei einer WG, die ein Zimmer anbietet, bewirbst und vorstellst, oder ob Du selbst ein WG-Casting vornimmst, in jedem Fall gilt: Vorbereitung ist das A und O. Denn schöne WG-Zimmer sind rar und die Konkurrenz schläft nicht. Deshalb gehört zur Vorbereitung auch, zu wissen, welche Sätze und Beschreibungen die meisten eventuellen zukünftigen Mitbewohner gerne hören und die damit die Chance auf ein Zimmer erhöhen. Eine kleine Auswahl gefällig?
Wie nett und hübsch eine Wohnung auch aussehen mag, das gemeinsame Wohnen gelingt nur, wenn die Grundeinstellung aller zumindest ansatzweise übereinstimmt. Deshalb hilft es zwar, einige, oben genannte und gern gehörte Floskeln abzulassen, wenn Du aber merkst, die anderen entsprechen auf den ersten Eindruck so gar nicht Deinem Charakter, dann lass es besser sein. Denn spätestens nach einigen Wochen wird das gemeinschaftliche Wohnen sonst mitunter durchaus kräftezehrend. Die „Wohnform“ beginnt bei Vorstellungen und Einstellungen im Großen, das heißt Lebensmodellen und politischen Ansichten und endet bei Details, wie dem Putzplan und dem gemeinsamen Kochen oder Essen. Zwar ist eine abwechslungsreiche Mischung von Leuten spannend und lehrreich, dennoch sollte sie nicht zu extrem sein. Denn Extreme vertragen sich erfahrungsgemäß doch eher weniger.
Diemeisten Studenten müssen während ihres gesamten Studiums ziemlich genau aufs Geld schauen. Zwar werden viele noch von der Familie unterstützt und helfen sich mit einem oder gleich zwei Nebenjobs aus, dennoch ist die Kohle meistens knapp. Deshalb gilt es auch in der WG dafür zu sorgen, dass alle Bewohner etwa die gleichen Ausgaben haben und die Haushaltskosten fair aufgeteilt sind. Für gemeinsame Besorgungen etwa kann eine WG-Kasse dienen, in der regelmäßig jeder den gleichen Betrag einbezahlt. Ein Mietkonto, auf das der monatliche Mietbeitrag eingezahlt wird und das von mindestens einem Bewohner immer kontrolliert und überprüft wird, ist ebenfalls empfehlenswert. Hier sollten Fristen und „Strafen“ eingeführt werden, für denjenigen, der sich nicht an die Abmachungen hält. Das klingt sehr engstirnig, ist es aber nicht, denn wenn es ums Geld geht, ist schon die ein oder andere WG oder gar Freundschaft unschön auseinandergegangen.
Zu den Mietkosten und den Besorgungen für den Haushalt kommen die Nebenkosten hinzu. Strom, Internet und Heizung, das alles ist nicht günstig, gerade in größeren WGs. Die einen müssen vielleicht weniger genau auf elektronische Geräte im Standby-Modus schauen, die anderen mehr. Da eine WG ein gemeinsames Wohnen ist, bei dem jeder auf den anderen achten und Rücksicht nehmen sollte, gilt es, sich auch im Sinne der Gemeinschaft zu verhalten und nicht egoistisch zu sein. Dazu zählt es auch, im Haushalt Energie zu sparen. Nur so kann garantiert werden, dass es nicht irgendwann zu Streitereien und Vorwürfen kommt und die Harmonie in der WG aufgrund von vermeidbaren finanziellen Angelegenheiten ins Wanken gerät. Wer Energie spart, tut übrigens nicht nur der WG, sondern auch der Umwelt einen Gefallen!
Wer alleine wohnt, kann so oft und so laut er will die Musik aufdrehen, ständig Leute einladen und Partys feiern und muss dabei lediglich auf Nachbarn achten. In einer WG sieht das anders aus. Denn die Mitbewohner haben dann eher den Status von Familienmitgliedern, die alles mitbekommen und mit vielem vielleicht nicht einverstanden sind. Es gilt deshalb, immer und mit allem, was man tut, Rücksicht zu nehmen. Partys und ähnliche laute Angelegenheiten sollten daher immer im Voraus angekündigt und mit allen Mitbewohnern abgeklärt werden. Muss einer von ihnen am nächsten Morgen früh aus den Federn, weil er beispielsweise eine wichtige Klausur schreibt, dann muss die Party eben verschoben werden. Nur so ist gesichert, dass auch jener Mitbewohner sich das nächste Mal ebenso rücksichtsvoll verhält
Unter die Kategorie Verständnis und Rücksicht fällt auch Ehrlichkeit und Offenheit. Damit es nicht irgendwann zu einem riesigen Eklat in der WG kommt, ist es wichtig, Probleme und kleine Störpunkte anzusprechen. Nicht jeder Krümel, der nicht weggeputzt wurde muss thematisiert werden. Wenn Du aber das Gefühl hast, irgendetwas trübt dein Glück im gemeinsamen Wohnen, dann sprich das in freundlichem Ton an und betone, dass Dir diese Angelegenheit am Herzen liegt. Gleiches gilt andersherum: wenn Du merkst, dass jemand scheinbar mit irgendetwas unzufrieden ist, sprich ihn in einem geeigneten Moment darauf an und bekunde Dein Interesse daran, seine Sorgen im Sinne der Wohngemeinschaft auflösen zu wollen.
Ein ganz konkreter Punkt, der angesprochen werden muss, ist der Putzplan. Schließlich hat es seine Gründe, dass fast alle WGs einen Putzplan haben. Es ist ganz einfach: Niemand putzt freiwillig gerne. Zumindest in 99 % der Fälle nicht. Dennoch muss es gemacht werden, denn ebenso lebt auch niemand gerne im Dreck. Damit es dauerhaft klappt, muss sich JEDER an den Plan halten. Es führt kein Weg drumherum. Denn sobald der erste seine Pflicht „vernachlässigt“, hat der nächste auch keinen Bock mehr. Und von selbst putzt es sich nun mal leider nicht.
Viele WGs unternehmen gerne gemeinsam Dinge, um das Miteinander zu stärken und nicht in einer Zweck-WG zu enden, in der jeder nur auf seinem Zimmer sitzt und lediglich zum Essen und Geschäft-Verrichten herauskommt. Abmachungen, wie gemeinsame Kochabende oder Abende in einer Kneipe sind wichtig, weil sie Gelegenheit bieten, sich einerseits näher und lockerer kennenzulernen und andererseits Dinge anzusprechen, die einen stören, über die man sich vielleicht aber auch gefreut hat usw. Jeder Mitbewohner sollte zu diesen Treffen kommen. Denn sobald einer fehlt, besteht die Gefahr, dass die anderen über ihn „hetzen“. Das klingt übel, alleine die Tatsache, dass derjenige aber fehlt und seine „Pflicht“ nicht wahrnimmt, bietet eine Grundlage zum gemeinsamen Verschwören. Abmachungen und Verabredungen sollten also alle nachkommen.
Rücksicht und Verständnis sind wichtig und auch eine gewisse Lockerheit im Umgang mit dem eigenen Hab und Gut ist empfehlenswert. Wenn sich ein Mitbewohner mal einen Schuss Deiner Milch oder von Deinem Olivenöl gönnt, dann mach nicht gleich einen Aufstand. Gerade der Umgang mit Lebensmitteln und Putzsachen und Ähnlichem sollte derart gehandhabt werden. Es muss aber stets darauf geachtet werden, dass diese Dinge keine Überhand nehmen. Kurze Hinweise, wie „Hab mir mal etwas von Deiner Milch leihen müssen, bediene Du Dich doch nächstes Mal einfach bei mir“ helfen dabei, das Miteinander entspannt und respektvoll zu gestalten.
Die offizielle Hotline des Deutschen Studentenwerks ist erreichbar
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