Eine Freundin von mir war immer schlecht in Englisch. Sie konnte sich Vokabeln nicht merken und Grammatik war nicht ihr Ding. Dann ging sie für ein Jahr als Au Pair nach Amerika und mittlerweile - auch Jahre später - läuft ihr Englisch wie von selbst.
Damit möchte ich dir nicht sagen, dass du unbedingt ins Ausland musst, um eine Sprache zu lernen (auch wenn ich dir zu 1000 % sagen kann, dass es das Beste ist, was du machen kannst). Was ich mit dieser Einleitung erreichen möchte, ist, dir zu sagen, dass nicht nur Sprachtalente eine Sprache fließend erlernen können. Jeder kann es, wenn man bestimmte Methoden anwendet und vor allem weiß, warum man die Sprache lernen möchte. Aber dazu kommen wir noch an späterer Stelle in diesem Beitrag. Dieser Artikel bezieht sich in erster Linie auf das Englisch lernen für dein Studium, Auslandssemester, -praktikum und später auch für den Beruf. Im Prinzip kannst du aber alle Tipps auf jede andere Sprache übertragen.
Das Erste, was du dir klarmachen musst, ist, dass es vollkommen ok und normal ist, Fehler zu machen. Du lernst eine neue Sprache, niemand kann Englisch von heute auf morgen. Aber ohne sie zu sprechen und zu üben - und dazu gehört es eben auch Fehler zu machen - wirst du es nicht lernen.
Ich lebe mittlerweile seit über 5 Jahren in Mexiko. Ich spreche fließend Spanisch, aber definitiv nicht perfekt. Und ich bin nicht an diesem Punkt gelandet, weil ich gewartet habe, bis ich die Grammatik und Aussprache perfekt beherrsche. Ich kann bis heute das R nicht vernünftig rollen.
Ich habe es geschafft fließend zu sprechen, weil ich damals ins kalte Wasser gesprungen bin und mit kaum Spanisch Kenntnissen ein Praktikum in Argentinien gemacht habe und bei einer Gastfamilie gelebt habe, die schlechter Englisch gesprochen hat, als ich Spanisch und ich mir vorgenommen habe mit ihnen nie Englisch zu sprechen.
Aber vor allem bin ich an diesem Punkt gelandet, weil ich mich getraut habe, mich mit Muttersprachlern zu unterhalten, statt nur mit Mitschülern und mir dabei erlaubt habe Fehler zu machen. Wie gesagt, du musst nicht ins Ausland gehen, um eine Sprache zu lernen. Es macht das Ganze auf jeden Fall effektiver und du wirst Englisch viel schneller beherrschen, aber es gibt andere Methoden und Möglichkeiten, die ich auch zum Teil genutzt habe, um es in der Heimat zu schaffen. Denn Muttersprachler gibt es nicht nur im Ausland.
Das klingt dir vielleicht zu sehr nach Tipps für ein eigenes Business, aber im Prinzip ist es für alles, was du dir vornimmst, relevant. Wenn du weißt, warum du etwas tust - warum du Englisch lernen möchtest - wirst du es leichter durch die Zeiten schaffen, in denen du dich unmotiviert und unproduktiv fühlst.
Möchtest du z.B. einen Roadtrip durch Amerika machen, in Australien ein Jahr mit Work & Travel unterwegs sein oder einfach nur reisen und dich mit anderen Backpackern auf dem Weg austauschen können? Möchtest du Englisch für einen Karriereboost lernen? Möchtest du in einem bestimmten Unternehmen arbeiten, in dem Englisch ein absolutes Muss oder vielleicht sogar die Arbeitssprache ist? All das sind super gute "Warums", sei dir dessen bewusst und erinner dich immer wieder daran, wenn du es nötig hast ;)
Genauso wie ein Warum, sind auch Ziele sehr, sehr hilfreich. Was willst du bis zum Datum x können? Das kann entweder sein, dass du ein Englisch "Lern-Buch" bis Kapitel Y durcharbeitest, am Tag 20 neue Wörter lernen möchtest, es schaffst einen Roman oder ein Fachbuch auf Englisch zu Ende zu lesen oder auch ein Gespräch mit einem Muttersprachler komplett auf Englisch zu führen.
Achte dabei darauf, dass du dein Ziel auch kontrollieren kannst. Es sollte also spezifisch sein. "Zu Weihnachten spreche ich besseres Englisch" ist schwer nachzuprüfen und vermutlich gibst du damit zu schnell auf.
Wie bei allen Zielsetzungen kannst du dir auch beim Ziele setzen zum Sprachen lernen die SMART-Methode zur Hilfe nehmen.
S = spezifisch
M = messbar
A = attraktiv
R = realistisch
T = terminiert
Ich habe schon mehrfach erwähnt, dass es sinnvoll ist von Muttersprachlern zu lernen. Viele englische Muttersprachler wollen auch Deutsch lernen und so bietet es sich an, mit einem Tandempartner zu arbeiten.
Mit deinem Tandempartner sprichst du beides Deutsch und Englisch - oder eben deine gewünschte Zielsprache. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten: du kannst Englisch sprechen und dein Tandempartner antwortet dir auf Deutsch oder ihr macht aus, dass ihr die erste halbe Stunde auf Englisch und die zweite halbe Stunde auf Deutsch sprecht. Das ist ganz euch überlassen.
Fakt ist, dass ihr beide mit einem Muttersprachler die Sprache lernt, sie sprecht und dir auch direkt (wenn du das möchtest) Feedback gegeben werden kann, was du besser formulieren kannst oder wie es richtig gesagt wird.
Um einen Tandempartner zu finden, kannst du z.B. einen Aushang in der Uni machen oder in Facebook-Gruppen fragen. Wenn du in einer kleinen Stadt wohnst, kannst du auch einen Online-Tandempartner suchen und dann trefft ihr euch einfach in Skype oder Zoom. Wichtig ist, dass ihr euch regelmäßig trefft - am besten einmal in der Woche, denn nur so wirst du dich auch stetig verbessern.
Ich habe es schon oben gesagt, erlaube dir Fehler zu machen und spreche, spreche, spreche die Sprache, die du lernen möchtest. So lernst du sie am besten. Sei aktiv in Expat Facebook Gruppen deiner Stadt, besuche Meetups (es gibt in größeren Städten auch häufig Meetups zum Sprachen lernen/in einer bestimmten Sprache sprechen) oder melde dich bei Couchsurfing an.
Das habe ich damals auch in Argentinien gemacht. Nicht mal, um bei jemandem unterzukommen, sondern, weil die Couchsurfing Community in der Stadt Córdoba sehr aktiv war und regelmäßig Treffen veranstaltet wurden. So konnte ich super leicht andere Argentinier kennenlernen, die sich auch fürs Reisen interessieren, aber auch andere Leute aus anderen Ländern, die gerade dort unterwegs waren.
Ein Accountability Partner ist jemand, dem du sagst, was du vorhast, was deine genauen Ziele sind und bis wann du sie erreicht haben willst (am besten sprecht ihr alle 1-2 Wochen darüber). Er fragt dann nach diesem Zeitraum nach, ob du das, was du dir vorgenommen hast, auch eingehalten und erreicht hast. So schaffst du es dir selbst auf gesunde Art und Weise etwas Druck zu machen, um dich tatsächlich hinzusetzen und zu lernen. Denn du willst dem jenigen ja nicht sagen, dass du es nicht gemacht hast.
Sprachen lernen kann und soll Spaß machen. Es ist mehr als das stumpfe Lernen von endlosen Seiten an Vokabeln. Versuche das Ganze interaktiv zu gestalten, in dem du z.B. Spiele spielst, mit anderen interagierst und verschiedene Sinne ansprichst.
Wenn du immer nur das Gleiche tust, vor allem, wenn es das einfache Lesen und Lernen aus einem Buch ist, wird dir vermutlich irgendwann langweilig. Wenn du Abwechslung reinbringst, macht es mehr Spaß und du lernst es schneller. Zum einen, weil du Freude daran hast, zum anderen, weil es das Wissen schneller in dein Unterbewusstsein übergeht.
Natürlich gibt es viele Vokabeln aus dem Alltag, die für alle sinnvoll und relevant sind. Aber dann gibt es da die Wörter aus einer spezifischen Branche, die du in Zukunft nie wieder brauchen wirst.
Zum Beispiel solltest du dich am Anfang nicht damit aufhalten, die Vokabeln von allen Körperteilen und Organen zu lernen, wenn du kein Medizin studierst. Ich musste damals im Studium typische Sätze für die Geschäftskorrespondenz auf Französisch lernen, obwohl ich wusste, dass ich niemals in dem Bereich arbeiten möchte. Dementsprechend sind die Wörter auch nie im Langzeitgedächtnis gelandet. Natürlich musst du manchmal diese Wörter lernen, wenn du sie für das Studium brauchst. Trotzdem solltest du hauptsächlich für dich lernen und die Wörter, die für dich relevant sind, sind eben die wichtigsten und die, die hängen bleiben.
Schaue dir Serien und Filme auf Englisch an. Wenn deine Kenntnisse noch nicht besonders gut sind, schau dir z.B. Disney-Filme an oder Filme, die du schon in- und auswendig kennst. Schalte dir auch am besten die englischen Untertitel an, dann liest du, wenn auch unterbewusst, hier und da mit und du kannst auch hier verschiedene Sinne ansprechen. Wenn du nicht gerne Filme guckst, kannst du natürlich auch auf Podcasts oder Hörbücher zurückgreifen.
Schau dir künftig einfach englisch sprachige Youtube Videos zu deinem Lieblingsthema an. das geht immer und überall und es ist KOSTENLOS! Kein teurer Kurs, keine Reise, kein Abo. Alles was du tun musst ist das zu tun, was du eh tust, nur eben auf englisch. Egal, ob du dich für Sport, Reisen, Beauty, Ernährung, Technik, Politik, Sport, Umweltschutz, Verschwörungstheorien oder was auch immer interessierst. Es gibt einfach nichts, was es auf Youtube nicht in jeder erdenklichen Sprache gibt. Hier hast du denselben Vorteil wie bei Filmen, nur in kleineren, leichter verdaulichen Portionen. Außerdem hast du hier auch wieder den Vorteil der Untertitel, aber nicht schummeln und bitte nur die englischsprachigen Untertitel einschalten, damit du schwer verständliche Wörter mitlesen kannst. Für Fortgeschrittene gibt es auch ganz viele YouTube Kanäle von Muttersprachlern, die nichts anderes tun, als Tipps zur Erweiterung des Vokabulars und der Aussprache zu geben. Vieles von dem, was wir in der Schule lernen, klingt für native speaker nämlich ziemlich "cringe".
Wenn du Dinge tust, die du gerne machst, dann lernst du schneller und du bleibst länger motiviert. Wenn du also gerne Musik hörst, dann übersetze die Liedtexte deiner Lieblingslieder. Wenn du gerne online Computerspiele spielst, beginne Spiele zu spielen, bei denen auch Leute aus verschiedenen Ländern dabei sind und chatte mit ihnen auf Englisch. Bist du gern unter Leuten? Dann nimm an den oben beschriebenen Meetups teil.
In der Schule haben wir häufig neue Vokabeln in ein Vokabelheft geschrieben und diese dann immer und immer wieder gelesen, um sie zu lernen. Das bringt allerdings nicht sehr viel. Zum einen lernst du die Vokabeln dann in der genauen Reihenfolge, sobald sich daran etwas ändert, fällt dir das ein oder andere Wort sicher nicht mehr ein. Auf der anderen Seite ist es so schwer, dass die Vokabeln über lange Zeit in deinem Gedächtnis bleiben.
Es gibt auch hier natürlich verschiedene Möglichkeiten, wie du es schaffen kannst, dass du dir neue Wörter nicht nur in dem Moment, sondern für längere Zeit merkst. Probier verschiedene Methoden aus und schaue, was für dich funktioniert und was dir am meisten Spaß macht.
Ich selbst habe lange Zeit mit einem Tool gearbeitet, das Phase 6 heißt. Es kostet ein bisschen was (ca. 25 € im Jahr), aber für mich hat sich das auf jeden Fall gelohnt. Du kannst bei Phase 6 auf bereits bestehende Vokabelsammlungen zurückgreifen, ich habe aber meine eigenen erstellt.
Das Ganze läuft genauso ab, wie ein analoges Karteikartensystem. Dabei kannst du nicht nur die Vokabel an sich auf die Karte schreiben, sondern auch Wortgruppen oder auch Sätze, aber vor allem kannst du auch ein Bild zu dem Wort hochladen. Und das war für mich der absolute Game Changer :). Wenn du ein Bild zu einem Wort im Kopf hast, lernst du es gefühlt 10x schneller.
Wenn die Wörter dann abgefragt werden, landen sie im Karteikartensystem einen Kasten weiter. Insgesamt gibt es 6 Kästen. Im 1. Kasten landet das Ganze direkt nach der Erstellung. Wenn du die Vokabel richtig beantwortest, landet sie im 2. Kasten. Dort wird sie am nächsten Tag abgefragt. Wieder richtig, wird sie nach 3 Tagen erneut abgefragt. So werden die Abstände der Abfragen immer größer und du schaffst es, dass die Vokabel im Langzeitgedächtnis landet. Wenn du das Wort einmal nicht mehr weißt, wandert es zurück in den ersten Kasten.
So eine Box kannst du ansonsten auch "offline" kaufen. Das gibt es in einigen Büchereien und Sprachen Lern-Fachgeschäften. Dann erstellst du dir manuell die kleinen Karteikarten und gehst nach dem gleichen Prinzip vor. Sei hier aber ehrlich zu dir und schummle nicht ;). Wenn etwas falsch ist oder dir nicht einfällt kommt es zurück in den ersten Kasten.
Gerade, wenn du Vokabeln von Gegenständen lernen möchtest, die bei dir herumstehen, ist es eine gute Idee Post-its zu benutzen. Schreibe die Übersetzung des Wortes auf den Post-it und kleb es darauf. So liest du es jedes Mal, wenn du daran vorbeigehst, hast sofort ein Bild im Kopf und kannst es dir so leichter und auch für längere Zeit besser merken.
Anstatt dir die Wörter einfach durchzulesen und zu merken, überlege dir Eselsbrücken. Gibt es deutsche Wörter, die ähnlich sind? Erinnert dich das Wort an irgendetwas? Sei so kreativ wie möglich und du wirst dir die Wörter viel einfacher merken, versprochen!
Ich persönlich mag die App Duolingo sehr. Alles ist wie ein Spiel aufgebaut. Du lernst neue Wörter und Sätze und erreichst ein neues Level, wenn du alles richtig machst. Du kannst also auf spielerische Art und Weise eine neue Sprache lernen. Wenn du die App z.B. für Englisch nutzt, ergibt es vermutlich Sinn, dass du einige Level überspringst, weil das Ganze wirklich bei Null losgeht. Das ist aber kein Problem, du machst einfach einen Test an der Stelle, wo du einsteigen willst und wenn du bestehst, kannst du die höheren Level direkt freischalten.
Auf jeden Fall ist es aber eine super App, wenn man vielleicht auch eine neue Sprache lernen möchte, wenn du z.B. ein Auslandssemester in einem nicht-englischsprachen Land machen möchtest und die Sprache bisher nicht beherrschst oder um die Sprache wieder aufzufrischen, wenn du sie schon einmal in der Schule hattest.
Eine Alternative für Duolingo sind z.B. Babbel oder Busuu.
Eine Sprache basiert immer auf wichtigen Regeln. Wenn du diese Regeln lernst, kannst du sie einfach auf andere Wörter anwenden und somit andere Vokabeln oder Konjugationen schneller lernen. Das betrifft eben z.B. die Konjugation von regelmäßigen Verben, aber z.B. auch solche Dinge wie, dass Wörter, die im Spanischen auf -ción enden grundsätzlich immer weiblich sind.
Ich hoffe meine Tipps und Tricks aus meinen Jahren des Sprachen Lernen helfen dir weiter. Am besten ist es am Ende immer, wenn du die Sprache so gut es geht in deinen Alltag integrierst. Auf verschiedene Arten und Weisen, so dass die Wörter nach und nach in dein Unterbewusstsein gelangen. Mit der Zeit wird es dir so auch leichter fallen neue Wörter zu lernen.
Mach dir selbst klar, warum du Englisch oder eine andere Sprache lernen möchtest, setz dir Ziele und mach dir diese immer wieder bewusst, besonders wenn du mal eine unmotivierte Phase hast. Das kommt immer mal wieder vor, aber wenn du weißt, warum du deine Ziele erreichen möchtest, dann wird dir alles leichter fallen. Ich wünsche dir viel Erfolg und sollte es dich ins Ausland ziehen - ganz viel Spaß und viele tolle Erlebnisse!
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